andragora Albert-Marie
Schmidt lehrt uns, daß der Adam der Kabbalisten
nicht nur aus dem Paradies ausgestoßen wurde, sondern daß Jehova, dieser herrschsüchtige
Piepmatz, ihm Eva vorenthielt. In einem Traum sah Adam das Bild der geliebten
Frau mit solcher Klarheit, daß das Verlangen das Seine tat und der Samen des
ersten Menschen auf die Erde fiel und eine Pflanze daraus entstand, die menschliche
Gestalt annahm. Im Mittelalter (und im deutschen Film) schleicht sich der Glaube
ein, die Mandragora sei die Frucht des Galgens,
der verhängnisvollen letzten Zuckung des Gehängten.
Es bedurfte eines Cronopiums mit sehr langen Antennen, um zwischen so verschiedenen
Versionen eine Brücke zu spannen. Ist nicht Jesus der neue Adam, wurde er nicht
ans Holz gehängt, wie es in der Apostelgeschichte heißt? Die christliche Schamhaftigkeit
eskamotierte - buchstäblich - die Wurzel des Glaubens,
der auf das Niveau eines Grimmschen Märchens sank, auf das des zu Unrecht gehenkten
reinen Jünglings, zu dessen Füßen die Mandragora sprießt; aber dieser Jüngling
ist Christus, und seine ungewollte Frucht geistert mangels besserer Nachkommenschaft
durch die Folklore. - (
cort
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