almstrom, der: Unter Seefahrern sehr unbeliebte Strömung im Zamonischen Ozean, nordöstlich von Zamonien. Der Malmstrom ist ein wirbelnder Sog von einer Oberflächenausdehnung von zehn Kilometern und einer Meerestiefe von 25 bis 30 Kilometern. Dort verschwindet der Sog in einem erloschenen unterirdischen Riesenvulkan von immerhin noch fünf Kilometern Durchmesser.

Der Malmstrom ist auf allen Seekarten eingezeichnet und weiträumig zu umschiffen, da er, was immer in seinen Strudel gerät, unweigerlich in die Tiefe zerrt. Fische und anderes Meeresgetier meiden instinktiv die Nähe des Strudels, Seeleute hingegen werden immer wieder Opfer ihrer nicht zu bezähmenden Neugier und wagen sich zu nahe heran.

Wohin der Malmstrom mit seinen Wassermassen verschwindet, ist wenig erforscht und natürlich idealer Humus zur Legendenbildung. Volksmärchen verklären den unterirdischen Vulkankrater zum Eingang der Hölle, unseriöse Wissenschaftler behaupten, der Malmstrom sauge so lange Wasser ins Innere der Erde, bis sie platzt. - (zam)

Malmstrom (2) «Wie oft wir in der Brandung die Runde machten, läßt sich unmöglich sagen. Wir rasten wohl eine Stunde lang herum und immer herum, fliegend eher denn treibend, und schrittweis‘ gerieten wir mehr und mehr in die Mitte des brandenden Rings und näher und näher dann an seinen entsetzlichen Innenrand. Diese ganze Zeit über hatte ich den Bolzen nicht losgelassen. Mein Bruder befand sich auf dem Hinterschiff und hielt sich an einem kleinen, leeren Wasserfasse fest, das unter der Gillung sicher vertäut worden und das einzige Ding an Deck war, welches nicht über Bord gegangen, als der erste Stoß des Sturms uns traf. Nun wir uns aber dem Rand des Trichterloches näherten, ließ er seinen Halt an diesem Fasse fahren und stürzte sich auf den Ring, von dem er in seiner wahnwitzigen Todesangst meine Hände gewaltsam zu lösen suchte, denn der Bolzen war nicht groß genug, um uns beiden sicheren Griff zu bieten. Niemals empfand ich tieferen Schmerz als in dem Augenblick, da ich ihn diese Tat versuchen sah — obschon, ich wußte es, er nicht mehr seiner Sinne Herr war, da er‘s tat — ein Rasender, verrückt vor schierer Furcht. Doch lag mir nichts daran, mit ihm um diesen Punkt zu ringen. Wußte ich doch, daß es keinen Unterschied mehr machte, ob einer von uns sich überhaupt noch festhielt; so ließ ich ihm den Bolzen und kroch nach achtern zu dem Fasse hin. Dies ließ sich ohne große Beschwer vollbringen; denn die Schmacke flog gleichmäßig genug herum und auf glattem Kiele — nur mit dem riesigen Schwung des Wirbels schwang und schwankte sie mit.

Kaum hatte ich in meiner neuen Lage sicheren Halt gefunden, da gab es uns einen wilden Ruck nach Steuerbord, und kopfüber schossen wir in den Abgrund hinab. Ich murmelte noch ein Stoßgebet zu Gott und dachte, nun sei alles vorüber.

«Als mich der Schwung des Sturzes mit ganzer Übelkeit durchfuhr, hatte ich mich instinktiv nur um so fester an das Faß geklammert und die Augen geschlossen. Einige Sekunden lang wagte ich nicht, sie zu öffnen, — derweilen ich in jedem Bruchteil des Endes gewärtig war und mich wunderte, daß ich nicht bereits im Todesringen mit dem Wasser lag. Doch die Sekunden verstrichen, eine um die andre. Ich lebte noch. Das Gefühl des Fallens hatte aufgehört; und die Bewegung des Schiffes schien ganz die nämliche zu sein, die sie zuvor gewesen, droben im kreisenden Gischt; nur daß es jetzt mehr auf der Seite lag. Ich faßte Mut und blickte einmal mehr noch auf die Szene.

«Nie werde ich das Empfinden von Grauen, Schrecken und Bewunderung vergessen, mit dem ich um mich sah. Das Schiff schien wie durch Magie auf halber Höhe an der Innenfläche eines Trichters von riesigem Umfang und fürchterlicher Tiefe zu hängen, dessen vollkommen glatte Wandung man leicht hätte für Ebenholz halten können, wäre nicht die bestürzende Geschwindigkeit gewesen, mit welcher sie im Kreise wirbelte, und der schimmernd geisterhafte Schein, der davon ausging, als die Strahlen des Vollmonds durch jenes Kreisloch in den Wolken, das ich bereits beschrieb, in einer Flut von goldenem Glanz an den schwarzen Wänden hinströmten, hinab bis in den innerst-untersten Schlund des Abgrunds.

«Anfänglich war ich viel zu verwirrt, um zu irgendeiner präzisen Beobachtung zu kommen. Der allgemeine Ausbruch schreckenweckender Größe war alles, was ich wahrnahm. Als ich mich jedoch ein wenig wieder gefangen, fiel mein Blick ganz wie von selbst nach unten. Bei der Lage, in welcher die Schmacke an der schiefen Wasserwand des Kraters hing, hatte ich in dieser Richtung ungehinderte Sicht. Wir fuhren noch immer auf glattem Kiele — das heißt, das Deck bildete eine parallele Ebene zum Wasserspiegel — doch dieser letztere hatte eine Neigung von mehr denn fünfundvierzig Grad, so daß wir zum Kentern zu liegen schienen. Gleichwohl konnte ich nicht umhin, die Feststellung zu machen, daß ich unter diesen Umständen kaum mehr Schwierigkeit hatte, meinen Halt mit Händen und Füßen zu behaupten, als wenn wir uns in waagrechter Lage befunden hätten; und dies, so nehm‘ ich an, lag in der Geschwindigkeit begründet, mit welcher wir uns im Kreise drehten.

«Die Strahlen des Mondes schienen den untersten Grund des gähnenden Schlundes zu suchen: doch immer noch vermochte ich mit Bestimmtheit nichts zu erkennen, denn alles dort unten ward eingehüllt von einem dichten Nebelschleier, über dem sich — der schmalen und schwanken Brücke gleich, von welcher die Muselmänner sagen, sie sei der einzige Pfad zwischen Zeit und Ewigkeit — ein herrlicher Regenbogen wölbte. Dieser Nebel, oder Sprühgischt, ward ohne Zweifel vom Zusammenprall der gewaltigen Wände des Trichters verursacht, denn auf dem Grunde trafen sie sich alle, — doch den Gellschrei, der aus diesem Nebel zu den fummeln aufstieg, wage ich gar nicht zu beschreiben: schon der Versuch geht über meine Kräfte.

«Unser erstes Abgleiten vom Brandungsgürtel droben in den Schlund hatte uns eine beträchtliche Strecke an der Wasserwand niederfahren lassen; doch dann sanken wir keineswegs in der selben Weise weiter. Wir rasten herum und immer wieder herum — doch nicht in gleichförmiger Bewegung, sondern in schwindelnden Schwüngen und Zuckungen, welche uns manchmal nur ein paar hundert Ellen weit — manchmal aber nahezu um den ganzen Wirbelkreis herumtrieben. Nach unten gerieten wir bei jeder Umdrehung zwar nur langsam, doch immerhin sehr merklich. - E. A. Poe, Ein Sturz in den Malstrom, nach (poe)

Verschwinden Wirbel Saugen Strömung

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SogMalstrom

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