Mal, Zweites  Es war weniger Genuß für mich, wenn ich ihn in höchster Aufregung durch wenige Bewegungen mit der Hand von der Fülle seiner Kraft durch Übersprudeln befreite, sondern, wenn ich ihn nach kurzer Erholung und sorgfältiger Abwaschung zum zweitenmale, nach und nach zu neuem Leben erwachen ließ, wenn ich dies Meisterstück der Natur aus vollständiger Kraftlosigkeit wieder erstarken sah. Wie das schwoll! Wie es sich färbte! Wie es drohte und doch mir nicht gefährlich war! Wie weich und willenlos gleich nach der Befriedigung! Wie starr und unbeugsam bei wiedererwachender Begierde! Wie entzückend endlich im Augenblicke des Überströmens! Sollte ich hier, wo ich alles sage, leugnen, daß ich endlich in einem wahren Taumel von Vergnügungen, wie von selbst den wunderbaren Nerv mit meinem Munde bedeckte, mich mit den Lippen fest an seine sammetne Spitze saugte und den ganzen Erguß im Innern meines Mundes aufnahm, ja nicht eher mit Saugen und Schlürfen aufhörte, bis ich fühlte, daß zuckend und bebend der letzte Tropfen dieses himmlischen Balsams herausgespritzt war. - Aus den Memoiren einer Sängerin. München 1970 (zuerst 1861)

Mal, Zweites (2)   Als dächte er laut, versetzte der Fremde: »Mein Schicksal hat gewollt, daß ich töte, und jetzt drückt es mir wieder das Messer in die Hand.«

Der Schwarze, als ob er ihn nicht hörte, bemerkte: »Im Herbst werden die Tage kürzer.«

»Mir reicht das Licht draußen noch«, erwiderte der andere; er stand auf.

Er baute sich vor dem Neger auf und sagte beinahe müde: »Laß die Gitarre in Frieden, jetzt kriegst du es mit einer anderen Art Wettsingen zu tun.«

Die beiden schritten zur Türe; der Neger murmelte im Hinausgehen: »Vielleicht geht es mir diesmal genauso schlecht wie beim ersten.«

Der andere entgegnete ernsthaft: »Beim ersten ist es dir nicht schlecht ergangen. Du hattest nur Lust, zu diesem zweiten Mal zu kommen.«

Sie entfernten sich eine Strecke von den Häusern und gingen nebeneinander her. In der Ebene war eine Stelle wie die andere, und der Mond strahlte. Plötzlich sahen sie einander an, blieben stehen, und der Fremde legte die Sporen ab. Schon hatten sie den Poncho um den Unterarm geschlungen, als der Neger sagte:

»Um eines möchte ich Sie noch bitten, bevor wir zur Sache gehen. Stecken Sie in diesen Zweikampf Ihren ganzen Mut und Ihre ganze Geschicklichkeit, genauso wie in den vor sieben Jahren, als Sie meinen Bruder getötet haben.«

Vielleicht zum erstenmal, seit sie miteinander sprachen, hörte Martín Fierro den Haß. Sein Blut empfand ihn als Ansporn. Sie gingen aufeinander los, und der scharfe Stahl streifte und markierte das Gesicht des Negers.

Es gibt am Abend eine Stunde, in der die Kbene kurz davor ist, etwas zu sagen; sie sagt es nie, oder vielleicht sagt sie es unaufhörlich und wir verstehen es nicht, oder wir verstehen es, aber es ist unübersetzbar wie Musik ... Von seinem Lager aus sah Recabarren das Ende. Ein Ausfall, und der Neger wich zurück, stolperte, täuschte einen Stoß zum Gesicht an und streckte sich dann in einen tiefen Stich, der in den Bauch drang. Darauf folgte ein zweiter, den der Wirt nicht genau sehen konnte, und Fierro stand nicht mehr auf. Reglos schien der Neger über seinen mühsamen Todeskampf zu wachen. Er reinigte die blutige Klinge im Gras und kam langsam wieder zu den Häusern, ohne einen Blick zurück. - Jorge Luis Borges, Das Ende. In (bo3)
 

 

Wiederholung

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Zwei
Synonyme