al, Letztes   Ein Blatt wehte an ihr vorbei, und sie versuchte es zu fangen. Das Blatt entkam und tanzte zurück zum Baum. Lori folgte ihm ein kleines Stück und blieb dann keuchend und lachend stehen.

»Nein«, sagte sie standhaft, die Hände m die Seiten gestemmt. »Ich komme nicht.«

Stille. Plötzlich wurden die Haufen vermoderter Blätter wie rasend um den Baum gewirbelt. Sie beruhigten sich wieder und sanken zu Boden.

»Nein«, sagte Lori. »Ich habe keine Angst vor dir. Du kannst mir nichts tun.« Doch ihr Herz hämmerte angstvoll. Sie wich weiter zurück.

Der Baum blieb still. Seine drahtigen Äste waren reglos. Lori faßte wieder Mut. »Es ist das letzte Mal, daß ich kommen kann«, sagte sie. »Steve sagt, ich darf nicht mehr kommen. Es gefällt ihm nicht.«

Sie wartete, doch der Baum antwortete nicht.

»Sie sitzen m der Küche. Die beiden. Rauchen Zigarren und trinken Kaffee. Addieren Futterrechnungen.« Sie rümpfte die Nase. »Das ist alles, was sie in ihrem Leben tun. Futterrechnungen addieren und subtrahieren. Rechnen und rechnen. Gewinn und Verlust. Steuern. Abschreibung der Maschinen.«

Der Baum regte sich nicht.

Lori fröstelte. Es regnete etwas stärker, große, eisige Tropfen rannen ihr über die Wangen, den Nacken hinunter und in den schweren Mantel hinein.

Sie trat näher an den Baum heran. »Ich werde nicht wiederkommen. Ich werde dich nicht mehr sehen. Das ist das letzte Mal. Ich wollte dir sagen . . .«

Der Baum bewegte sich. Plötzlich kam Leben in seine Äste. Lori fühlte, wie etwas Hartes, Dünnes ihr über die Schulter schnitt. Etwas packte sie um die Taille und zerrte sie vorwärts.

Sie kämpfte verzweifelt und versuchte, sich loszureißen. Plötzlich gab der Baum sie frei. Sie stolperte rückwärts, lachend und vor Angst zitternd. »Nein!« keuchte sie. »Du kannst mich nicht haben!« Sie eilte zum Rand der Hügelkette. »Du kriegst mich nie wieder. Verstanden? Und ich habe keine Angst vor dir!«   - Philip K. Dick, Menschlich ist ...  Zürich  1996