aiskolben
Ein Traum, der in seiner nicht erwähnenswerten Grundform seit 1888
bis weit in dieses Jahrhundert herein immer wieder auftauchte, enthielt eine
im wesentlichen dreifache und in gewisser Weise tribadische Idee. Die arge Ada
und die lüsterne Lucette hatten einen reifen, sehr reifen Maiskolben gefunden.
Ada hielt ihn mit beiden Händen, als wäre er eine Querflöte, und nun war er
eine Flöte, und sie fuhr mit geöffneten Lippen darüber hin, den Schaft lackierend,
und während sie ihn trillern und stöhnen ließ sog Lucettes Mund seine Spitze
ein. Die lebhaften, lieblichen jungen Gesichter der beiden Schwestern waren
nun nahe beieinander, schmerzlich und schmachtend bei ihrem langsamen, fast
trägen Spiel, wobei ihre Zungen funkensprühend zusammenstießen und wieder zurückringelten,
ihre zerzausten Haare, bronze-rot und bronze-schwarz, sich entzückend vermengten,
und steil reckten sich ihre glatten Hinterbacken empor, als sie ihren Durst
an der Lache seines Blutes löschten.
- (ada)
Maiskolben (2) Der Staatsanwalt trat vor die Geschworenen. »Ich lege als Beweisstück diesen Gegenstand vor, der am Schauplatz des Verbrechens gefunden wurde.« Er hielt in der Hand einen Maiskolben, der wie in dunkelbraune Farbe getaucht wirkte.
»Der Grund dafür, daß er jetzt vorgelegt wird, ist der, daß seine Bedeutung für den Fall erst völlig klar wurde, als die Ehefrau des Angeklagten ihre Aussage machte, die ich Ihnen, meine Herren, aus dem Protokoll eben noch einmal habe vorlesen lassen.
»Sie haben ferner das Gutachten des Chemikers und des Gynäkologen gehört - der, wie Sie wissen, meine Herren, zu uns als Sachverständiger für das heiligste unter den heiligen Dingen des Lebens gesprochen hat: das Weibtum - und der gesagt hat, dies sei kein Fall mehr für den Henker, sondern ein Fall für den Scheiterhaufen ——«
»Einspruch!« sagte Horace. »Die Anklage versucht die Geschworenen zu beeinflussen ——«
»Stattgegeben«, sagte der Richter. »Streichen Sie den Satz, der mit >und
der gesagt hat< beginnt, Herr Gerichtsschreiber. Sie können die Geschworenen
darüber belehren, daß sie ihn nicht zu beachten haben, Mr. Benbow.« - William Faulkner, Die Freistatt. Zürich 1981
(zuerst 1931)
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