Maibaum  Im Mai, zu Pfingsten oder einer anderen Zeit laufen alle jungen Burschen und Mädchen, alten Männer und Weiber nachts in Wälder, Haine, Hügel und Berge, wo sie die Nacht bei angenehmer Kurzweil verbringen. Des Morgens kehren sie zurück mit Birkenbäumen und Zweigen, um ihre Zusammenkünfte zu verschönen. Kein Wunder, denn ein großer Herr ist unter ihnen und beherrscht ihre Vergnügungen und Spiele, nämlich Satan, der Fürst der Hölle. Aber der größte Schatz, den sie von dort mitbringen, ist ihr Maipfahl, den sie voller Ehrfurcht auf folgende Weise heimtragen: sie haben zwanzig oder vierzig Joch Ochsen, von denen jeder einen süßduftenden Strauß an die Hörner gebunden bekommt, und diese Ochsen ziehen den Maipfahl (vielmehr dieses stinkende Götzenbild), das über und über mit Blumen und Gräsern bedeckt, mit Schnüren umwunden und manchmal in verschiedenen Farben bemalt ist, nach Hause. Zwei- bis dreihundert Männer, Frauen und Kinder folgen in tiefer Ehrfurcht. Sie richten ihn dann auf, Tücher und Fahnen flattern an der Spitze, und sie bestreuen den Boden ringsumher, binden grüne Zweige darum und stellen Sommerlauben und Blätterbogen daneben auf.

Und alsdann beginnen sie darum zu tanzen, gleichwie die Heiden es taten, wenn ein Götzenbild geweiht wurde, wovon dies ein vollkommenes Abbild ist, oder vielmehr es ist die Sache selbst. Ich habe es von glaubwürdiger Seite, (sogar mit eigenen Ohren) von sehr ernsthaften und vertrauenswürdigen Männern gehört, daß von vierzig, sechzig und hundert Mädchen, die über Nacht in den Wald gehen, kaum ein Drittel makellos zurückkehren.   - Philipp Stubbes, Anatomie der Mißbräuche (1583), nach (fraz)

 

Mai Baum

 

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