ah!  Die Kammer, die er bewohnte, war groß und hell, überall verstreut lagen Zeitungen, Bücher, Schemel, Pfeifen, Schuhe und Spazierstöcke herum. Ein Fenster, so groß wie ein Portal, barg Hunderte von Dächern, den Hafen und an manchen klaren Abenden den Hof eines Mondes, der es nie schaffte, das tiefdunkle und grenzenlose Blau hinaufzuklettern. Selten schaltete mein Onkel das Licht an: seine Lektüre endete mit dem Tageslicht und ansonsten, auch während des Tages, stand er oft vom Stuhl auf, um ans Fenster zu gehen. Seine einzige Wunderlichkeit war ein Wort, das er bisweilen aussprach, in einem so tiefen Ton und in seiner Kürze so erfüllt von einer inneren Sanftheit, daß ich davon immer gerührt wurde: dieses Wort war »Mah!«. In ihm lag weder Trostlosigkeit noch Zweifel, noch Freude, noch Enttäuschung, oder besser gesagt, es lag in ihm keines jener menschlichen Gefühle in einem starken und überwiegenden Maße, sondern eine recht delikate und starke Mischung aus allen. So wie ein Instrument, das seit Jahren von Könnern gespielt wird, schließlich ein la oder ein mi erlesener Qualität zu erzeugen vermag, so war dieser Mann durch seine jahrelange Erfahrung in der Lage, einen besonderen Ton, eine einzige Silbe, hervorzubringen, die jedes Mal meine Nerven erschütterte.

Sein Leben war mit Tatsachen und Erfahrungen gespickt, doch er hatte daraus keinerlei Regel gewonnen. Dies entzog ihn der Gefahr, wie viele andere Sizilianer zwischen den Sprichwörtern zu sterben. Viele Dinge waren ihm merkwürdig erschienen, und es war ihm nicht gelungen, sie zu begreifen. Doch deswegen quälte er seinen Kopf nicht, noch fühlte er sich berechtigt, große Worte wie ›das Geheimnis des Lebens‹ oder ›das Unbegreifliche‹ zu verwenden. Er begnügte sich damit, sie aufmerksam in seinem Gedächtnis zu betrachten, noch einmal zu betrachten und immer wieder zu betrachten, und schließlich sagte er »Mah!«  - Vitaliano Brancati, Pfeifen und Spazierstöcke. Nach (branc)