agnetisieren  Nachdem sie sich die Ärmel aufgekrempelt hatten, stellte sich der eine vor den Hörnern, der andre an der Kruppe auf - und mit großer innerer Sammlung und hektischer Gestik spreizten sie die Finger, um wahre Ströme von Fluidum in das Tier überzuleiten, während der Pächter, seine Frau, ihr Sohn und die Nachbarn ihnen geradezu entsetzt zuschauten.

Die kollernden Geräusche, die aus dem Bauch der Kuh ertönten, rührten zweifellos von starken Blähungen in den Eingeweiden her. Sie ließ einen Wind fahren. Pécuchet sagte:

»Immerhin, ein Hoffnungsschimmer, vielleicht macht sie sich Luft!«

Die Luft bahnte sich ihren Weg. Die Hoffnung verbreitete sich in einem Strom gelben Kots, der mit der Gewalt einer Granate herausplatzte. Das Fell der Kuh entspannte sich, sie schwoll ab, und eine Stunde später war von alledem nichts mehr zu merken.   - Gustave Flaubert, Bouvard und Pécuchet. Frankfurt am Main 2003 (Die Andere Bibliothek 222, zuerst 1881)

Magnetisieren (2) » Nur zwei Dinge gibt es auf der Welt: Leidenschaft und Willen. Wenn Sie zu Schaden kommen, wird es sicherlich meine Schuld nicht sein. Ach, alter Brahma Yogun, du wirst sehen aus den Tiefen von Indras Himmel, wo die Asparas dich im seligen Chor umgeben, daß ich deiner unbezwinglichen Formel nicht vergaß, die du ins Ohr mir röcheltest, als du dein vertrocknetes Gebein von dir tatest. Die Worte, die Bewegungen — ich weiß sie alle, ans Werk, ans Werk! Wir werden seltsames Gericht in unserem Kessel brauen wie Macbeths Hexen, doch die scheußlichen Zauberinnen des Nordens benötigen wir nicht. Nehmen Sie in diesem Sessel vor mir Platz und überlassen Sie sich meiner Macht. Recht so! Reichen Sie mir die Hand, sehen Sie mich an. — Der Zauber beginnt schon zu wirken. Das Gefühl für Raum und Zeit schwindet, das Ich-Bewußtsein verlöscht, die Lider fallen zu; die Muskeln, denen das Gehirn nicht mehr gebietet, erschlaffen, Denktätigkeit verblaßt, und zarte Fäden, die Seele und Körper aneinanderknüpfen, sie lösen sich. Brahma in tausendjährigem Traum dem Goldei eingebettet, war nicht abgeschiedener vom Außensein; er sei in Strahlen gebadet, von Strömen durchflutet.« Und während der Doktor diese abgerissenen Sätze murmelte, ließ er keinen Augenblick davon ab, magnetische Striche auszuführen: aus seinen Handflächen brachen Funkengarben hervor, die Stirn und Brust des Patienten entgegenstoben; um diesen begann sich nach und nach ein mit bloßem Auge sichtbarer atmosphärischer, aureolenhaft phosphoreszierender Wirbel zu bilden.

»Sehr gut«, sprach Herr Balthasar Cherbonneau seinem eigenen Werk beifällig zu. »Jetzt ist er in der mir genehmen Verfassung. Sieh, sieh, was will sich mir da widersetzen!« rief er nach einer Pause, so als nähme er durch Octaves Schädeldecke das letzte Sträuben der Sonderpersönlichkeit wahr. »Was für ein meuterischer Gedanke ist das wohl, der, aus den Windungen des Hirn verjagt, sich meinem Einfluß zu entziehen sucht, dem Lebensbrennpunkt, der Urzelle sich verkrampft? Aber ich werde ihm schon auf die Sprünge kommen.«

Um diesen unwillkürlichen Widerstand zu brechen, ließ der Doktor die magnetischen Batterien seiner Blicke noch machtvoller wirken und ereilte den unbotmäßigen Gedanken dort, wo das Rückenmark sich dem Kleinhirn einschaltet, dem verborgensten Schlupfwinkel, dem geheimsten Heiligtum der Seele. Er hatte gesiegt.  - Théophile Gautier, Avatar. Frankfurt am Main 1985 (st 1161, zuerst 1856)

Magnetismus
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