agismus  Um zur Welt der Toten zu gelangen, muß man den grünen Zweig in der Hand tragen und das weiße Gewand angelegt haben ... Das ist das Bild, welches den Zustand malt, in den sich ein Mensch versetzen muß, wenn er über die Formen und die Arten emporsteigen will. Das weiße Gewand drückt die Nüchternheit, die Enthaltsamkeit, die Reinheit aus, welche das Leben verlängern und die Kräfte immer tätig, immer grün erhalten. Der Zweig ist das Symbol der Vorzüge, die aus diesen Eigenschaften erwachsen und wunderbare Früchte bringen: semper virentes! Glauben Sie an die geheimen Wissenschaften! Die Mehrzahl der Menschen verleugnet sie, nichts ist natürlicher; sie werden ja nur von Menschen gekannt, die in der Menschheit dünn gesät sind wie in einem Wald jene Bäume, die grün bleiben, wenn die andern ihre Blätter verloren haben; Becher, Stahl, Paracelsus, Agrippa, Cardanus sind solche unverstandenen Menschen, ebenso unverstanden wie die Alchemisten, die man zu Unrecht anklagt, sie suchten Gold zu machen! Das Goldmachen war ihr Ausgangspunkt; aber glauben Sie dem Zeugnis eines alten Gelehrten, sie suchten besseres, sie wollten das konstitutive Molekül finden; sie suchten die Bewegung in ihrem Ursprung. Im unendlich Kleinen wollten sie die Geheimnisse des All-Lebens überraschen, dessen Spiel sie bemerkten. Die Vereinigung dieser Wissenschaften stellt den Magismus dar, verwechseln Sie ihn nicht mit der Magie. Der Magismus ist die hohe Wissenschaft, welche den inneren Sinn der Dinge zu entdecken sucht ... Aber lassen wir das, ich pflegte davon nur mit dem armen Saint-Martin zu sprechen, der sich hat sterben lassen und der Kenntnisse dieser Art besaß; wir hatten den Plan gefaßt, zusammen nach Indien zu gehen, aber er war nicht unternehmend genug, obwohl er aus der Touraine stammte.  - Balzac, nach: Ernst Robert Curtius, Balzac. Bern 1951
 
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