agie  Wenn wir die Grundlagen der Ideen im einzelnen untersuchen, auf welchen die Magie beruht, sehen wir, daß diese sich in zwei Teile gliedern: einmal, daß Gleiches wieder Gleiches hervorbringt, oder daß eine Wirkung ihrer Ursache gleicht; und dann, daß Dinge, die einmal in Beziehung zueinander gestanden haben, fortfahren, aus der Ferne aufeinander zu wirken, nachdem die physische Berührung aufgehoben wurde.

Der erste Grundsatz kann das Gesetz der Ähnlichkeit, der zweite das der Berührung oder der direkten Übertragung genannt werden. Aus dem ersten dieser Grundsätze schließt der Magier, daß er allein durch Nachahmung jede Wirkung hervorbringen kann, die er hervorbringen will; aus dem zweiten folgert er, daß alles, was er einem stofflichen Gegenstand zufügt, ebenso auf die Person wirkt, die einmal mit diesem Gegenstand in Berührung gestanden hat, mag er nun ein Teil ihres Selbst gewesen sein oder nicht. Zauber, der sich auf das Gesetz der Ähnlichkeit gründet, kann homöopathische oder nachahmende Magie genannt werden, Zaubereien, die auf dem Gesetz der Berührung oder direkten Übertragung beruhen, könnte man als Übertragungsmagie bezeichnen. Für die erste dieser beiden Spielarten der Magie ist die Benennung "homöopathisch" vielleicht vorzuziehen, denn bei der andern nachahmenden oder "mimetischen" Magie liegt die Vermutung nahe, daß, wenn man nicht geradezu eine bewußt nachahmende Kraft als vorhanden annimmt, das Gebiet der Magie damit zu eng begrenzt wird. Von denselben Prinzipien nämlich, die der Magier in der Ausübung seiner Kunst anwendet, glaubt er, daß sie die Bewegungen der leblosen Natur regeln, mit andern Worten, er nimmt stillschweigend an, daß die Gesetze der Ähnlichkeit und der Berührung von allgemeiner Gültigkeit sind und sich nicht auf menschliche Handlungen beschränken. Kurz, die Magie ist ein unechtes System von Naturgesetzen und zugleich eine trügerische Verhaltungsmaßregel, sie ist eine falsche Wissenschaft und zugleich eine unfruchtbare Kunst.  - (fraz)

Magie (2)

Magie (3)

Magie (4)  Wir haben 2 Systeme von Sinnen, die so verschieden sie auch erscheinen, doch auf das innigste mit einander verwebt sind. Ein System heißt der Körper, Eins, die Seele. Jenes steht in der Abhängigkeit von äußern Reitzen, deren Inbegriff wir die Natur oder die äußre Welt nennen. Dieses steht ursprünglich in der Abhängigkeit eines Inbegriffs innerer Reitze, den wir den Geist nennen, oder die Geisterwelt. Gewöhnlich steht dieses ieztere System in einen Associationsnexus mit dem andern System - und wird von diesem afficirt. Dennoch sind häufige Spuren eines umgekehrten Verhältnisses anzutreffen, und man bemerckt bald, daß beyde Systeme eigentlich in einem Vollkommnen Wechselverhältnisse stehn sollten, in welches jedes von seiner Welt afficirt, einen Einklang, keinen Einton bildeten. Kurz beyde Welten, so wie beyde Systeme sollen eine freye Harmonie, keine Disharmonie oder Monotonie bilden. Der Übergang von Monotonie zur Harmonie wird freylich durch Disharmonie gehn - und nur am Ende wird eine Harmonie entstehn. In der Periode der Magie dient der Körper der Seele, oder der Geisterwelt. /Wahnsinn-Schwärmerey./

Gemeinschaftlicher Wahnsinn hört auf Wahnsinn zu seyn und wird Magie. Wahnsinn nach Regeln und mit vollem Bewußtseyn.  - Novalis, Vorarbeiten zu verschiedenen Fragmentsammlungen (entst. 1798)

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