»Die Kräfte des Guten waren die, die mich beständig unterdrückt hatten. Ich sah, wie sie täglich das Glück meiner Mitmenschen zerstörten« ... er fügte hinzu, daß seine magischen Experimente in einer Wohnung in der Chancery Lane begonnen hatten. »Ich besaß zwei Tempel, einer weiß ... einer schwarz ... nichts als ein Schrank, mit einem Altar darin, den eine auf den Händen stehende Negerstatue trug. Der Genius, der den Ort beherrschte, war ein menschliches Skelett..., das ich von Zeit zu Zeit mit Blut, kleinen Vögeln und dergleichen fütterte. Ich wollte es zum Leben erwecken, aber nie kam ich weiter, als daß die Knochen mit einer Art zähem Schleim bedeckt waren ...« »Vermutlich«, sagte Crowley, »war das der Ruß Londons.«
Obwohl Mr. Crowley tat, was in seinen Kräften stand, um mit meinem Bruder
und mir bekannt zu werden, wünschte ich ihn damals nicht kennenzulernen. Doch
als ich später las, daß eine armselige Katze, die als Opfertier im Verlauf eines
der von ihm praktizierten obszönen Riten gedient hatte, noch eine ganze Weile
leiden mußte, weil sie nicht richtig getötet worden war, wünschte ich mir in
meinem Zorn, ich hätte die Gelegenheit genutzt. Mit großem Vergnügen hätte ich
ihm gesagt: »Mr. Crowley, Sie werden spornstreichs zur Hölle fahren und dort
nur immer wieder sich selbst begegnen - außerdem noch Lady -----, die hoffentlich
das Wort an Sie richten wird.« - Edith Sitwell, Mein exzentrisches Leben. Frankfurt am Main 1994
(Fischer-Tb. 12126, zuerst 1965)
Rimski zwang ein Lächeln aufsein Gesicht, das es noch saurer und grimmiger erscheinen ließ, und wechselte eine Verbeugung mit dem schweigsamen Magier, der neben dem Kater auf dem Sofa saß. Einen Händedruck gab es nicht. Dafür stellte sich ihm der Karierte munter als »dem Herrn sein Assistent« vor. Das verwunderte den Finanzdirektor, ja es befremdete ihn, denn im Vertrag stand kein Wort von einem Assistenten.
Sehr trocken und gezwungen erkundigte sich Rimski bei dem über ihn hergefallenen Karierten, wo die Requisiten des Artisten seien.
»Sie unser himmlisches Schmuckstück, unser kostbarer Herr Direktor«, antwortete der Assistent des Magiers mit klirrender Stimme. »Unsere Requisiten haben wir immer bei uns, hier sind sie! Ejn, zwej, drej!« Mit seinen knotigen Fingern fuchtelte er vor Rimskis Augen und zog dann plötzlich hinterm Ohr des Katers die goldene Taschenuhr hervor, die der Finanzdirektor zuvor unterm zugeknöpften Jackett in der Westentasche an der festgeschlungenen Kette getragen hatte.
Rimski griff sich unwillkürlich an den Bauch, die Anwesenden ließen ein »Aah« hören, und der Maskenbildner an der Tür ächzte beifällig.
»Ihre Uhr? Bitte in Empfang zu nehmen«, sagte der Karierte mit weltmännischem Grinsen und reichte Rimski auf schmutziger Hand dessen Eigentum zurück.
»Mit dem möcht ich nicht Straßenbahn fahren«, raunte der Conferencier vergnügt dem Maskenbildner zu.
Aber der Kater führte noch ein schärferes Ding vor als die Nummer mit der Taschenuhr. Er erhob sich plötzlich vom Sofa, trat aufrecht zur Spiegelkonsole, zog mit der Vorderpfote den Stöpsel aus der Karaffe, schenkte Wasser ins Glas, trank, pflanzte den Stöpsel wieder in den Karaffenhals und wischte sich mit einem Schminklappen den Bart.
Jetzt machte niemand mehr »Aah«, nur alle Münder standen sperrangelweit offen,
und der Maskenbildner flüsterte begeistert: »Klasse!« - (
meist
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