ännerhaus  Auch außerhalb der Zeremonien ist ihre Vorliebe für Schmuck so ausgeprägt, daß die Männer immer neue Zierden erfinden. Viele tragen Kronen: mit Federn geschmückte Bänder aus Fell, ebenfalls mit Federn verzierte geflochtene Ringe, auf einen Holzreif gezogene Schnüre aus Jaguarkrallen. Aber es genügt auch sehr viel weniger, um sie zu entzücken: ein Band aus trockenem Stroh, das vom Boden aufgelesen, schnell rund gebogen und bemalt wird, gibt einen vergänglichen Kopfschmuck ab, mit dem der Träger so lange herumspaziert, bis ein neuer Fund ihn zu einer anderen Phantasie anregt; für denselben Zweck wird zuweilen ein Baum seiner Blüten beraubt. Ein Stück Rinde, ein paar Federn liefern den unermüdlichen Modisten Material für eine atemberaubende Kreation von Ohrringen.

Man braucht nur das Männerhaus zu betreten, um zu ermessen, wieviel Eifer diese robusten Burschen darauf verwenden, sich schön zu machen: in allen Ecken wird geschnippelt, ziseliert, modelliert, geklebt, werden die Muscheln aus dem Fluß zerlegt und kräftig mit Schleifsteinen poliert, um Ketten und Lippenpflöcke herzustellen; phantastische Konstruktionen aus Bambus und Federn stehen herum. Geschickt wie Garderobieren verwandeln sich diese baumstarken Männer gegenseitig in Küken, indem sie sich Flaum auf die Haut kleben.

Aber das Männerhaus ist nicht nur ein Modeatelier. Hier schlafen die heranwachsenden Knaben, hier machen die verheirateten Männer in ihren Mußestunden Siesta, plaudern und rauchen ihre in trockene Maisblätter gehüllten dicken Zigaretten. Hier nehmen sie auch bestimmte Mahlzeiten ein, denn ein minutiöses System von Verpflichtungen zwingt die Clans abwechselnd, im haitemannageo Dienst zu tun. Etwa alle zwei Stunden holt ein Mann aus seiner Familienhütte eine Schüssel Maisbrei, mingao genannt, den die Frauen zubereitet haben. Seine Rückkehr wird mit Freudengeheul begrüßt - au, au -, das die Stille des Tages unterbricht. Gemäß einem festgelegten Zeremoniell lädt der Betreffende sechs oder acht Männer ein und geleitet sie zu der Nahrung, die sie mit einem Tonnapf oder einer Muschelschale schöpfen. Ich habe bereits gesagt, daß den Frauen der Eintritt in dieses Haus verboten ist. Dies gilt jedoch nur für die verheirateten Frauen, denn die jungen Mädchen vermeiden spontan, sich ihm zu nähern, da sie wissen, was ihnen dann blühen würde. Wenn sie ihm aus Versehen oder aus Provokation zu nahe kommen, kann es passieren, daß man sie einfängt und mißbraucht. - (str2)

Mann
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