änner,
übernatürliche
Doch heute ist Vatertag. Heute haben alle Trinen und frühprägenden
Geschichten Zuhause zu bleiben. Nur wir sind auf großer Fahrt. Zwischen hunderttausend
Strichmännchen sind, wir vier willentlichen, eigentlichen, übernatürlichen,
weil bewußten Männer zielstrebig unterwegs: wir kommen ohne Gehänge aus, wir
hängen nicht vom Gehänge ab, wir sind frei, das neue Geschlecht. Schon hat uns
die Natur an die Brust genommen. In allen preußisch markierten Forsten, um Papierkörbe
an allen Seeufern, an den Tischen der Ausflugslokale halten wir Rast, protzen
wir ab, nehmen wir Quartier und winken uns zu von Gruppe zu Gruppe: Hallo Jungs!
Hoch die Tassen! Hier ist es gut. Hier laßt uns Hütten bauen. Hier sind wir
unter uns, mal richtig ungestört unter uns. Frieden. Kein Weibergezänk und Wünschmirwas,
Wünsch-mirdas. Keine Ilsebill weit und breit. Nichts muß mehr strammstehen.
Entspannt euch, Leute! Und einen kräftigen Schluck. Auf wen denn? Na, auf den
Vater. Den müden verbrauchten kaputten, endlich mal schlappschwänzigen Vater.
Auf uns alle zwischen den preußischen Kiefern, an den gescheuerten Biertischen,
inmitten Seeufermüll. Wie wir angereist sind: zu Fuß, auf Rädern, bespannt oder
motorisiert. Jadoch, ein Volk von Brüdern, wie es im Lied heißt, Männer zuhauf.
Alles was Mann ist, feiert am Himmelfahrtstag den Himmelhochvater, den Übersollvater.
Und auch die Jungs auf ihren geputzten Motorrädern - »Ja, ihr, da drüben am
anderen Ufer!« - die noch nicht wissen, wohin
mit der Kraft, die sich in Leder geschmissen haben; schwarze Engel, mit Nieten
beschlagen, wirklich wie Filmfiguren, die lässig federn und immer die richtige
Witterung haben. Schlanke, auf Lauer stehende Hechte. Und einer bläst auf der
mitgebrachten Trompete angriffige Signale. Ja, laßt uns Vatertag feiern, Vatertag
feiern . . . - Günter Grass, Der Butt. Frankfurt am Main 1979
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