ädchenschlächter  In dem Sommer des Jahres 1806 verließ die Barbara Reisinger, Tochter des Taglöhner Peter Reisinger zu Loisenrieth, ihre Eltern, um eine Dienstherrschaft zu suchen und — verschwand. Keine Nachricht über den Aufenthalt und das Schicksal dieses Mädchens kam in das elterliche Haus.

Im Anfange des Jahres 1808 ereignete sich derselbe Fall mit einem andern jungen Mädchen, der Katharina Seidel zu Regendorf. Sie ging eines Morgens von ihrem Hause hinweg, um sich bei einem gewissen Andreas Bichel aus einem sogenannten Erdspiegel wahrsagen zu lassen, kehrte aber nicht wieder zu ihren Schwestern heim, die sich vergebens bei diesem Bichel nach der Verlornen erkundigten.

Lange blieb das Verschwinden dieser Mädchen und jeder Verdacht einer Missethat der Obrigkeit verborgen. Die Eltern der Reisinger trösteten sich mit eiteln Hoffnungen; die Schwestern der Seidel beklagten im Stillen den Verlust ihrer Schwester. Zwar hörten die zurückgelassenen Schwestern da und dort, Bichels Eheweib verkaufe Kleidungsstücke ihrer Katharina. Aber sie beachteten dieses zu wenig; sie begnügten sich zu Bichel selbst zu gehen und bei ihm wegen ihrer vermißten Schwester nachzufragen; ihre arglose Unbefangenheit, ihre gutmüthige Einfalt nahm seine leeren Ausflüchte lange für Wahrheit. Endlich gab ein Zufall den ersten Anlaß zu gerichtlicher Untersuchung. Die jüngere Schwester der vermißten Seidel, mit dem Vornamen Walburga, kam zufällig in die Werkstätte eines Schneiders zu Regendorf und fand bei ihm einige Stücke Barchent von dem Rocke ihrer Katharina, woraus jener dem Andreas Bichel eine Weste (Leibstück) verfertigen sollte. Diese Entdeckung war zu auffallend und Walburga Seidel machte hiervon am 19. Mai 1808 dem Landgerichte Burglengenfeld die Anzeige. - Anselm von Feuerbach, Merkwürdige Verbrechen. Frankfurt am Main 1993 (Die Andere Bibliothek 98, zuerst 1828 f.)


Mädchen

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