Madonnenverehrung  »Jetzt weißt du, wie du mich finden kannst, wenn du wieder Kutsche fahren möchtest.«

Der Diakon lächelte dem Mädchen zu, während sie ihre Kleider aus dem Haufen herauslas, in dem sie zusammen mit denen des Diakons auf dem Strohsofa lagen. Statt ihm seine zu geben, damit er sich anziehen konnte, öffnete Margotta das Fenster und warf sie mit großer Geste hinaus. Der Diakon sprang aus dem Bett. »Was machst du da?«

»Ich habe deine Kleider aus dem Fenster geworfen. Sie sind aufs Dach eines Hauses gefallen, wo man sie unmöglich holen kann.«

Der Diakon beugte sich zum Fenster hinaus und sah seine Kleider unten auf dem Dach verstreut.

»Und wie komme ichjetzt nach Hause?«
» Du mußt nackt nach Hause gehn. Ich mache das immer so bei den Priestern, die mit mir ins Bett gehn. Vor einem Monat habe ich die Kleider eines Monsignore aus dem Fenster geworfen. Auch er ist zu Fuß nach Hause gegangen.«

Der Diakon sah sie an, ohne zu begreifen. »Du hast mich in die Falle gelockt. Darf ich wissen, was um Gottes Willen ich dir angetan habe?« »Ich hab' nichts gegen dich. Ich sagte dir schon, ich mach' das bei allen Priestern.«

Der Diakon stand immer noch da, ganz nackt und verzweifelt. »Dann bist du also verrückt.«

»Nein, ich bin nicht verrückt, ich bin nur sehr fromm. Auf diese Weise lasse ich dich für die Sünde der Unkeuschheit büßen. Im Grunde ist es kein so großes Opfer und danach wirst du dich besser fühlen und mußt nicht mal mehr beichten.«

»So hast du alles zerstört.«

»Es tut mir leid für dich, aber es ist ein Gelübde, das ich der Madonna gemacht habe, und meine Gelübde, die halte ich. Ich kann die Madonna nicht betrügen.«    - Luigi Malerba, Die nackten Masken. Berlin 1995

Madonne Verehrung

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