achtwechsel Leo
Phokas, den man in seinem Versteck entdeckte, fand keine Zeit mehr zu fliehen;
er wurde geblendet und auf einem Ochsenkarren in ein ländliches Gebiet in Skythien
gebracht, wo er als Bettler von Haus zu Haus ging und den Leuten für ein paar
Kupfermünzen geheime Geschichten vom byzantinischen
Hof erzählte. Der Eunuch Lippas, der ihn versteckt
und beschützt hatte, konnte sein Leben retten, mußte sich aber die Zunge abschneiden
und die Trommelfelle versengen lassen, um als Nachfolger eines an Schwermut
gestorbenen Arbeiters in der Pulverwerkstatt aufgenommen zu werden. - Luigi Malerba, Das
griechische Feuer. Berlin 1991 (zuerst 1990)
Machtwechsel (2)
Machtwechsel
(3) Im "rhapsodischen" Überlieferungszweig der Orphiker - nach den
„Heiligen Reden in 24 Rhapsodien“ - erscheint die Zeit
(Chronos) als das Prinzip, das den Ursprung von allem bildet. Chronos bringt
zunächst zwei Prinzipien hervor, Aither und Chaos. Die zweite Phase der kosmischen
Geschichte beginnt mit der Entstehung des silbrig glänzenden Welteis, das Chronos
im Aither erschafft. Aus dem Weltei wird der geflügelte Lichtgott Phanes geboren.
Phanes ist eine Hauptgottheit der Orphiker, außerhalb orphischer Kreise scheint
er nicht verehrt worden zu sein. Er wird in der spätantiken, vielleicht auch
schon in der frühen Orphik mit Eros gleichgesetzt. Seine Gefährtin ist Nyx,
die Nacht; ihr vertraut er sein Szepter an. Nyx gebiert den Gott Uranos, der
als nächster die Welt regiert. Dies ist die dritte Phase. Uranos wird von seinem
Sohn Kronos gestürzt; dieser Machtwechsel leitet die vierte Phase ein. Auf Kronos
folgt Zeus, dessen Regierung die fünfte Phase bildet. Zeus verschlingt Phanes,
womit er sich dessen gesamte Kraft und Macht aneignet. Mit seiner Mutter zeugt
er die Tochter Persephone, mit Persephone den Sohn Dionysos. Später überlässt
Zeus die Herrschaft dem noch kindlichen Dionysos,
womit die sechste Phase beginnt. Gegen Dionysos stachelt Hera, die eifersüchtige
Gattin des Zeus, die Titanen auf. Die Titanen locken
Dionysos in eine Falle, töten und zerstückeln ihn. Dann kochen sie seinen Leichnam
und beginnen ihn zu verzehren, wodurch sie etwas von seinem Wesen in sich aufnehmen.
Zeus überrascht die Mörder jedoch und verbrennt sie mit seinem Blitz zu Asche.
Aus der Asche, in der Titanisches mit Dionysischem gemischt
ist, steigt Rauch auf und es bildet sich Russ; daraus erschafft Zeus das Menschengeschlecht.
Damit erklärt eine Variante des Mythos die Ambivalenz der menschlichen Natur,
die zwei gegensätzliche Tendenzen aufweist: einerseits einen zerstörerischen,
titanischen Zug, der zur Rebellion gegen die göttliche Ordnung anstachelt, andererseits
aber auch ein dionysisches Element, das zum Göttlichen hinführt. Apollon sammelt
die Stücke von Dionysos’ Leichnam ein, Athene bringt sein intaktes Herz zu Zeus,
der darauf den Ermordeten zu neuem Leben erweckt.
- Wikipedia
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