achtverhältnisse Die Prestes-Kolonne, eine fliegende Guerrillero-Einheit unter der Führung eines rebellierenden Armeeoffiziers, der im Begriff stand, zum Führer der Kommunistischen Partei Brasiliens zu werden, erreichte 1926 nach zwei Jahren mobiler Operationen im Landesinneren den Nordosten Brasiliens. Die Bundesregierung wandte sich um Hilfe an den Messias von Ceará, Padre Cicero, der durch seinen Einfluß zum erfolgreichen politischen Führer jenes Staates geworden war. Man hegte die Hoffnung, einem Messias möchte es gelingen, den Gläubigen weiterhin ihre Immunität gegen die Sozialrevolutionären Appelle des Prestes und seiner Leute zu bewahren.
Padre Cicero, alles andere als begeistert über die Anwesenheit
von Bundestruppen in seinem Gebiet - er wies darauf hin, daß seine Schäfchen
nicht bereit seien, sich gegen irgendwen zu stellen, den die Regierung als »Banditen«
zu bezeichnen beliebt, und er betonte auch, daß die Prestes-Kolonne den Gläubigen
durchaus nicht als antisozial erschienen sei -, nahm die vorgeschlagene Lösung
an. Lampião wurde nach Juazeiro (Padre Ciceros Jerusalem) eingeladen. Dort erwies
man ihm alle Ehren: der höchste residierende Bundesbeamte (ein Inspektor des
Landwirtschaftsministeriums) ernannte ihn offiziell zum Offizier, jeder seiner
Leute bekam ein Gewehr mit 300 Schuß und den Auftrag, die Rebellen zu verjagen.
Über diese plötzliche Veränderung, die ihm einen legitimierten Status verschaffte,
war der große Bandit überaus begeistert. Indes machte ihn ein befreundeter »Obrist«
darauf aufmerksam, daß er sich bloß zum Handlanger der Regierung machte, die
gewiß behaupten würde, daß nach dem Verschwinden Prestes' der Auftrag an Lampio
nicht länger Gültigkeit besäße, und ihm dann auch die versprochene Straflosigkeit
für vergangene Verbrechen verweigern würde, welche ihm als Belohnung zugesagt
worden war. Lampião scheint von solchen Argumenten überzeugt worden zu sein.
Er gab die Verfolgung von Prestes unverzüglich auf. Zweifellos teilte auch er
die im gesamten Hinterland vorherrschende Ansicht, daß durchs Land ziehende
bewaffnete Banden ein vertrauter Zustand sind, während die Regierung
zugleich unberechenbarer und gefährlicher sei. - (
hob
)
|
||
|
||