ustlosigkeit   Gaby, ein kokainomanes Modell, das nie zu schlafen schien, setzte sich an seinen Tisch und versuchte, ihn über Bichette auszuhorchen. »So früh auf? Also auch schon - abgeschüttelt, he?«

Fec schwieg.

»Laß dirs egal sein. Das ist doch ihr Bluff. Damit macht sie sich doch das Renommée. Und mit dem bißchen Herumraufen.« Gaby betrachtete Fec aus kugelrunden, weißlich schimmernden Augen, die eine deutliche Geringschätzung seiner ganzen Person versuchten. »Aber du... Warum machst du denn nichts? Leg dir doch was zurecht! Ohne Chique nichts zu wollen. Man muß seine Combine haben. Schöne Dupes machen. Sonst gehts einem so hundemäßig mouise wie dir.«

Fec blies ihr den Zigarettenrauch ins Gesicht. »Ich mach mir nichts daraus. Ich mach mir nicht mal aus mir was.«

Gaby schlug, gebrochen lachend, auf den Tisch. »Das ists ja eben, du Esel! Du machst nichts aus dir. Man wird doch nicht für das gehalten, was man ist. Sondern nur für das, was man den Leuten vormacht. Und auch das, was man wirklich ist, muß man den Leuten vormachen. Wie sollen sie denn sonst wissen, wofür sie einen zu halten haben, he?«

Fec zog mit geheuchelter Lässigkeit die Lider ein wenig zusammen. »Was du da sagst, ist mir nicht unbekannt. Denn ich habe es, fast mit denselben Worten, vor vierzehn Tagen im Hotel Grelot, als wir das letzte Mal... Aber ich habe durchaus keine Lust mehr.«

»Was für ein Esel du doch bist!« Gaby schwenkte, sehr geärgert, ihren Busen über die Tischplatte hin.

»Eh ben, wozu soll ich also den Leuten noch beweisen, was ich bin?« Gaby lächelte verzogen. »Schad um dich.«   - Walter Serner, Die Tigerin. Eine absonderliche Liebesgeschichte. München 1982 (dtv 10054, zuerst 1925)

Lustlosigkeit (2)  Ich mag gar nichts. Ich mag nicht reiten: es ist für eine Motion zu stark; ich mag nicht gehen: es ist zu anstrengend; ich mag mich nicht niederlegen: denn entweder müßte ich liegen bleiben, und das mag ich nicht, oder ich müßte mich wieder erheben, und das mag ich erst recht nicht. Summa Summarum: ich mag gar nichts. - Kierkegaard, Entweder - oder. (Zuerst 1843)

Lustlosigkeit (3)

Lustlosigkeit (4)   »Ich habe keine Lust, Sie umzubringen!« Dann wie zu sich selbst und in einem trotz der mitschwingenden Drohung weniger aggressiven Ton: »... Nicht im Augenblick.« Darauf erwidere ich, um zum Ausdruck zu bringen, daß es mir sehr fern liegt, auf eine mögliche Aggression gefaßt zu sein, die sich gegen mich richten könnte: »Ich denke gar nicht daran«, ein Satz, auf den der andere mir ein kaltschnäuzig abschließendes »Na also« zurückgibt, das deutlich macht, daß die Sache - wenn überhaupt eine Sache strittig gewesen war - klargestellt und der Zwischenfall -wenn es sich um einen solchen handelte - beigelegt ist.

Das Ganze spielte sich in der Metro ab, in der ersten Klasse. Mein Gesprächspartner und ich saßen mit dem Rücken zueinander, er auf einer ansonsten leeren Sitzbank, ich auf einem Klappsitz. Er war ein Mann von etwas über dreißig, sehr dunkelhaarig, mit einem blassen Gesicht, das glattrasiert war bis auf die dichten Koteletten, die ihm halb über die Ohren reichten, zweifellos von recht hohem Wuchs (daher sein selbstbewußtes Gehabe), und keineswegs häßlich, wenn er auch ein wenig vulgär wirkte. War er besoffen? Oder einfach ein Witzbold, der dem alten Herren, der ich bin, Angst einjagen wollte?  - (leiris2)

Lust

 

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