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Mensch Otz, wir sind ja hier mitten ins Hauptquartier der Luganer Flöhe
geraten. Am Ankunftstage merkten wir natürlich noch nichts, wir waren hundemüde
und hauten sofort in die Falle, und so merkten wir erst an Beulen und Quaddeln
am nächsten Morgen, was für ungezogene Mitbewohner hier in den Betten hausten.
Mutti und Aunt Elisabeth scheinen, wohl aus feinschmeckerischer Erwägung heraus,
von den Hauptflöhen verschont worden zu sein; und erst als zarteres Fleisch
sich ihnen darbot, hüpften sie zum leckeren Mahl, und machten sich gleich haufenweise
ans Schlürfen und Schleckern. Zum Teil waren sie hernach so toll und vollgesoffen,
die Biester, daß man sie in Gruppen zu fünfen und achten einfach vom zerkratzten
Körper ablesen konnte. Daum und Peter waren besonders beliebt zum Anzapfen,
und die ersten Tage stand Daum diverse Male nachts auf, um sich mit essigsaurer
Tonerde zu kühlen, und wieder einige Dutzend dieser Gesellen in den Flohlymp
(au!) zu befördern. Scheußlich.
- George Grosz, Brief an Otto und Lotte Schmalhausen, 4. August
1929, nach: G.G., Briefe 1913-1959. Hg. Herbert
Knust. Reinbek bei Hamburg 1979