Luft, dicke  Immer noch nahm der Orkan Stunde um Stunde an Stärke zu. Er schätzte die Uhr auf elf, als sein Wahrnehmungsvermögen vor dem Sturme kapitulierte. Es handelte sich nicht mehr um in Bewegung befindliche Luft. Was da gegen ihn anstürmte, war dicht wie Wasser oder Quecksilber. Er glaubte hineingreifen und ein Stück herausreißen zu können, er glaubte sich an den Sturm wie an die Oberfläche einer Klippe anklammern zu können. Eine brüllende, tobende, entfesselte Masse schlug auf ihn ein, unablässig, endlos. Der Sturm legte sich mit einem Würgegriff um seinen Hals. Sich ihm zuzuwenden, erwies sich als unmöglich;  er durchstieß Mund und Nase und weitete die Lungen wie Seifenblasen. In solchen Augenblicken hatte er das Gefühl, als sei sein ganzer Körper mit Erde ausgestopft. Den Mund gegen den Stamm zu pressen, bot die einzige Möglichkeit zu atmen. Allmählich erschöpfte sich die Widerstandskraft seines Körpers und seines Geistes. Raoul war nur noch halb bei Bewußtsein; seine Fähigkeit, zu beobachten und zu denken, setzte aus. Ein einziger Gedanke beherrschte ihn: ‹Das also ist ein Orkan.› Der Gedanke kehrte immer wieder gleich einer gelegentlich aufflackernden schwachen Flamme. ‹Das also ist ein Orkan›, dachte Raoul zwischen Betäubung und Betäubung.  - Jack London, Das Haus Mapuhis. In: J. L., Die konzentrischen Tode. Stuttgart 1983  (Die Bibliothek von Babel, Bd. 14, Hg. Jorge Luis Borges)

Luft, dicke (2)

Luft

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