okalpatriotismus Brot und Wein sind Korn und Rebe, Erzeugnisse der Brot- und Weinherstellung. Und die Idee der Substanz folgt aus einer Denkweise, die gewissen Regeln (auch Logik genannt) unterworfen ist, die ihrerseits an gewisse Sprachformen gebunden bleiben, von andern ausgeschlossen sind.
Mit all dem wird auf der Erdkugel eine bestimmte Gegend bezeichnet, die sich um das Mittelmeerbecken ordnet; ihre Grenzen sind die von Rebe und Korn. Innerhalb dieser natürlichen Grenzen wurden Brot und Wein erfunden. Und im selben Raum lebten auch die Völker, für die Brot und Wein als Nahrungsmittel so alltäglich und fraglos waren, so sehr die wesentliche und sozusagen einfachste Nahrung darstellten, daß ihre Wahl sich aufdrängte, als es um die Stiftung eines unblutigen Opfers ging, das sich mit wenig Kosten, zu jeder Jahreszeit, mit Hilfe der verbreitetsten Nahrungsmittel darbringen ließe. Das Brot wird ausdrücklich täglich genannt.
Wo Brot und Wein selten sind oder gar fehlen, wirkt die Religion, die sie
heiligt, entwurzelt, wie eine Fremde, die nur von ungewohnten, fernher kommenden
Speisen leben kann. Im Lande des Reises, der Bataten, der Bananen, des Biers,
der sauren Milch und des klaren Wassers sind Brot und Wein exotische Produkte,
und die heilige Handlung, die auf dem Eßtisch
das Einfachste ergreift, um es zum Erhabensten zu machen, ist dem Leben entfremdet,
dessen Hunger nach Übersinnlichem sie in Gestalt dessen stillen wollte, was
das Leben physisch erneuert und verlängert. - (
pval
)
Lokalpatriotismus (2) Von
Mailand geht Avellone, der Richter geworden ist, an
den Gerichtshof von Cagliari und von dort an den Schwurgerichtshof von Sassari.
Auch in Sardinien stößt er auf die »dumme Meinung«, Mafia
und Verbrechen seien ein und dasselbe, und kämpft dagegen an. Es fällt ihm leicht,
dort teuerste Freunde und berühmte Richter über diesen schweren Irrtum aufzuklären.
Gewiß leichter als in Mailand oder in Turin, wohin er danach versetzt wird.
In Turin hat er mit einer »typisch piemontesischen Form des Verbrechertums«
zu tun: der Barahbaria. Später, in Rom, stößt er auf eine weitere typisch
regionale Form der Kriminalität, die Teppa. Unnötig zu sagen, wie unbarmherzig
der sizilianische Richter beide bekämpft hat. Dies war wirklich Mafia, das,
was man im Norden Mafia nannte. Schlußfolgerung: Ein für Sizilien typisches
Verbrechertum gibt es nicht und hat es nie gegeben. Wenn daher »Sie, mein lieber
Morasca, mich in Ihrem Buch als bestes Beispiel für einen echten mafiusu
bezeichnet haben, so fühle ich mich dadurch keineswegs beleidigt, sondern danke
Ihnen dafür, war ich doch schon in meiner frühesten Jugend ein mafiusu und bin
es als alter Mann noch heute...« Wie auch der Rechtsanwalt Achille Basile, der
Polizeipräsident von Palermo war und als Präfekt von Mailand starb und der lieber
zur Tat als zur Anzeige schritt; wie Carmelo Agnetta, der sich als Polizeipräsident
»ein Meer von Beschwerden wegen Amtsmißbrauch und Gewalt gegen Personen« einhandelte.
Leute, die es verstanden, den Mißbrauch der Freiheit zu korrigieren, ohne das
Gesetz zu inkommodieren. Genau wie seit jeher die Mafia. -
(scia)
|
||
|
||