okalisierung     Unser Aufenthaltsort ist eben falsch lokalisiert, was den Vorteil hat, daß Austritte und Eintritte falsch formuliert werden müssen. Ich meine: Wenn einer diese richtige Welt verläßt, um zu uns zu kommen, geht er nicht etwa aus dieser Welt zu uns hinaus, sondern zu uns herein. Und verläßt einer den Ort, der sich außerhalb seiner Welt befindet, so geht er hinaus in seine Welt. Es befindet sich also einer innerhalb seiner Welt, wenn er sich außerhalb seiner Welt befindet, nämlich hier bei uns, oder das Andere dieser Welt befindet sich innerhalb dieser Welt. Die eine Welt sperrt ihr Anderes in sich selber ab. Indem sie das Andere in sich einsperrt, sperrt sie sich selbst aus. So können wir sagen: Indem diese Welt ihr freies Spiel, ihre voraussetzungslosen Möglichkeiten und Entwürfe und alle spontanen Übertretungen gewöhnlicher Regeln und Gesetze in sich einsperrt, sperrt sie sich davon aus, obwohl das alles, wie schon gesagt: in ihr bleibt. So daß wir also folgern können: Wir sind drinnen, nicht draußen, damit eine klare Trennung des einen und des anderen unmöglich wird. Würde eine richtige Trennung vollzogen, käme es über kurz oder lang zu gewaltsamen Einbrüchen und Ausbrüchen, denn richtige Grenzen wirken drinnen und draußen, verführen dazu aus- oder einzubrechen, da niemand gerne aus- oder eingeschlossen sein will. Eine falsche Trennung, wie sie hier arrangiert wurde, stiftet nicht zu derart mehr oder weniger blutigen Auseinandersetzungen an. Das Falsche stiftet also schon in dieser Anordnung den Frieden. Wenn einer seine Stadt verläßt, indem er aus ihr heraus zu uns hereinkommt, verläßt er seine Stadt nicht. Wenn das so ist, sagte der Poppes, erübrigt sich meine zweite Frage, mit der ich wissen wollte, weshalb die Absperrung nicht richtig gehandhabt wird. Ich dachte nämlich, es sei ein Fehler von dir, eine Absperrung zuzulassen und sie dann so lasch gelten oder eben eigentlich nicht gelten zu lassen.

Das ist ein sehr wichtiger Fehler, gab ich zu. Wie gut, daß er dir auffiel. Wie gut, daß er mir unterlief.  - Paul Wühr, Das falsche Buch. Frankfurt am Main 1985