Lofoten

Alle Toten sind trunken...

Alle Toten sind trunken vom alten und schmutzigen Naß
im fremden Friedhof auf den Lofoten.
Fern tickt die Tauwetter-Uhr ohne Unterlaß
im Herzen der armen Gräber auf den Lofoten.

Da Löcher vom schwarzen Frühling gegraben sind,
mästen sich Raben vorn kalten Fleische der Toten,
und im dünnen, im kinderstimmigen Wind
ist süß der Verblichenen Schlaf auf den Lofoten.

Gewiß, niemals begibt es sich,
nie seb ich der Lofoten Hügel noch das Meer.
Und dennoch ist es mir, als hätte ich
die fremde Erde lieb, Hebt' ihren Jammer sehr.

Versunkene, Selbstmörder, ihr fernen Toten
im fremden Friedhof dort auf den Lofoten -
im Ohr ist mir der Name fremd und wunderbar -
sagt: schlaft ihr, schlaft ihr auch, ists wahr ?

Du könntest mir lust'gere Dinge erzählen
schöner Rotwein im silbernen Becher du!
Heitre Geschichten, die weniger quälen.
Laß mich mit deinen Lofoten in Ruh!

Genug denn und gut! - Im Herd flüstert leise
des traurigsten der Monde Weise.
O, ihr dort, Abgeschiedene auf den Lofoten! -
Am Ende wen'ger tot als ich, ihr Toten, Toten!

 - Oscar Wladislas de Lubicz Milosz, nach (mus)

Insel

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