Löwenhöhle  Luther hat die Fabeln des Äsop im Rang unmittelbar unter den der Bibel gestellt, mit Cato zusammen meliora omnium philosophorum ... Eines seiner bevorzugten Stücke ist das von der Löwenhöhle.

Der Löwe pflegte die anderen Tiere in seine übelriechende Höhle einzuladen und danach zu fragen, wie es ihnen rieche (quomodo oleret). Der Wolf sagte frei heraus: »Es stinckt.« Der Esel schmeichlerisch: »Es reucht wol.« Der Fuchs zog sich heraus: »Ich habe den schnuppen.« Luther hat keine Bedenken, der Moral dieser letzten Antwort zuzustimmen: Non ubique omnia esse dicenda! Es darf eine Lüge sein, doch wird unterstellt, daß der Löwe sehr gut bemerken kann, es sei die Willenserklärung, keine Antwort zu geben: Ich habe den Schnuppen, id est, non licet quaecunque dicere.

Zum Glück für unsere moralische Unbefangenheit wird uns nicht mitgeteilt, was der Löwe mit denen machte, die ihm den Wohlgeruch seiner Höhle nicht bestätigen mochten. - Hans Blumenberg, Löwen. Frankfurt am Main 2001
 
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