öffel    Coffin Eds Kopf wurde plötzlich wieder klar. Nur ein fast nicht wahrnehmbares Pfeifen in den Ohren blieb zurück. Er schob den Totschläger in die Tasche, steckte den Revolver unter den Hosenbund zurück und bückte sich, um den roten Johnny auf den Bauch zu wälzen.

«Bringen Sie ihn bloß nicht um», winselte die rote Marie. «Ich sag ja schon alles.»

«Geben Sie mir einen Löffel und halten Sie die Klappe», fauchte Coffin Ed. «Der Mutterschänder hier wird für sich selbst sprechen.»

Auf allen vieren kroch sie um den Tisch und holte einen Löffel aus einer Schublade.

«Geben Sie her», befahl Coffin Ed. Er kniete neben dem roten Johnny nieder und hob dessen Kopf.

Der rote Johnny war gerade dabei, an seiner Zunge zu ersticken. Coffin Ed schob ihm den Löffelstiel in den Hals und arbeitete, bis er die Zunge so weit heraus hatte, daß er mit der anderen Hand zugreifen und die Spitze zu fassen bekam. Sie war vom Blut so glitschig, daß er es ein halbes Dutzend Mal versuchen mußte, ehe er sie endlich ganz zurückziehen konnte. Dabei schoß ihm das Blut über die Hände und auf den Boden, und vier ausgeschlagene Zähne folgten hinterher.

«Hier, drücken Sie ihm die Zunge herunter, bis er wieder richtig Luft bekommt», befahl er der roten Marie und ließ sie den Löffel halten.

Er stand auf, ging zum Spülbecken und wusch sich das Blut von den Händen. Eine Manschette des blauen Hemds hatte einen Spritzer abbekommen, aber er beachtete ihn nicht. - Chester Himes, Heroin für Harlem. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1966)

Löffel (2)  Der Maler Michelangelo erhebt sich von den Ziegelsteinen, schüttelt den roten Ziegelstaub von den Hosen, wirft den Gürtel ab und geht zu seiner Frau.

Die Frau des Malers Michelangelo aber ist lang, ganz lang, so lang wie zwei Stuben.

Unterwegs trifft der Maler Michelangelo Komarow, packt ihn am Arm und schreit: »Paß auf!«

Komarow paßt auf und sieht eine Kugel.

»Was ist das?« flüstert Komarow.

Vom Himmel donnert es: »Das ist eine Kugel.«

»Was für eine Kugel?« flüstert Komarow.

Vom Himmel wieder Donner: »Eine Kugel mit glatter Oberfläche.«

Komarow und der Maler Michelangelo setzen sich ins Gras und sitzen im Gras wie Pilze. Sie halten sich bei den Händen und blicken zum Himmel.

Am Himmel aber erscheint ein riesiger Löffel. Was ist das? Niemand kennt es. Die Leute laufen davon und verkriechen sich in ihren Häusern. Sie verrammeln Türen und Fenster. Aber denkt ihr, das hilft? Ach wo! Es hilft nicht.

Ich erinnere mich, wie 1884 ein gewöhnlicher Komet von der Größe eines Dampfers am Himmel erschien. Es war entsetzlich. Doch hier nun ein Löffel! Was ist ein Komet gegen eine solche Erscheinung!

Fenster und Türen zu verrammeln!

Denkt ihr, das hilft? Vor himmlischen Erscheinungen schützt kein Brett.

In unserm Haus wohnt Nikolai Iwanowitsch Stupin, er hat eine Theorie, derzufolge alles Rauch ist. Ich aber meine, es ist nicht alles Rauch. Vielleicht gibt es gar keinen Rauch. Vielleicht gibt es gar nichts. Nur die Unterteilung. Oder gibt es vielleicht auch die Unterteilung nicht? Schwer zu sagen. - (charms)

 

Suppe

 

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