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Ness Als wir am Ufer des Loch Ness schon ein tüchtiges Stück
vorangekommen waren, bemerkte ich eine kleine Hütte; eine alte Frau stand
unter der Tür. Das dürfte Dr. Johnson Spaß machen, dachte ich bei
mir und wies ihn darauf hin. «Gehen wir hinein», entschied er. Wir stiegen
ab und traten mit unsern Führern in die Hütte, eine erbärmliche kleine
Lehmkate; als Fenster war lediglich ein Loch
ausgespart, das zudem mit einem Rasenziegel verstopft war, falls man nicht
gerade Licht hereinlassen wollte. Mitten drin in dem Raum, den wir betraten,
brannte ein Torffeuer, dessen Rauch durch eine Öffnung im Dach abzog. Die
Frau hatte eben. einen Topf mit Ziegenfleisch aufgesetzt. Am andern Ende
des Raumes befand sich, unter demselben Dach, aber abgeteilt durch eine
Art Scheidewand aus Flechtwerk, ein Pferch, in dem wir eine ganze Anzahl
Ziegen erblickten.
Dr. Johnson hätte gerne gewußt, wo die alte Frau schlafe. Ich fragte einen der Führer, der die Frage in gälischer Mundart weitergab. In der Antwort der Frau schwang ein erregter Ton mit; wie uns der Dolmetscher erklärte, hatte sie Angst, wir wollten mit ihr zu Bett gehen. Die Ziererei einer so elenden Kreatur war wirklich lachhaft. Dr. Johnson und ich hatten nachher noch unsern Spaß damit. Ich behauptete, er sei es gewesen, der die Frau für ihre Tugend fürchten ließ. — «Nein», erwiderte Johnson, «sie wird sagen: ,Da kam so ein schlechter junger Mensch, ein toller Bursche, der mir wahrscheinlich Gewalt angetan hätte, wenn nicht ein ehrwürdiger alter Mann dabei gewesen und ihn im Zaum gehalten hätte — wenn er aber einmal seinem Hofmeister aus den Augen kommt, dann ist bestimmt keine Frau, jung oder alt, vor ihm sicher.'» — «Im Gegenteil», gab ich zurück, «sie wird sagen: ,Da kam so ein Mordskerl, der mir bestimmt was angetan hätte, wäre nicht ein höflicher junger Mensch dabei gewesen, ein Schutzengel, der mich rettete.'»
Aus Rücksicht auf die Frau bestand Dr. Johnson nicht darauf,
ihre Schlafstätte zu besichtigen. - (johns)
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