insengericht
Ich verabscheute Linsen. Einst hatte ich nachsitzen müssen
und kam um eine Stunde zu spät heim. Nun sollte ich nachessen, und es gab Linsen.
Da ich indessen allein im Zimmer war, verteilte ich das Gericht nach allen Seiten.
Ein paar Löffel ins Ofenloch, ein paar Löffel hinters Büfett, ein paar zwischen
die Sofapolster, und so fort. Auch die tiefen Schnitzereien an unserem eichenen
Eßtisch boten Verstecke, um mittags unbeliebte Bissen via Serviette verschwinden
zu lassen. Bob, der Dackel, war in dieser Beziehung auch stets auf unserer Seite.
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Joachim Ringelnatz, Mein Leben bis zum Kriege. Reinbek bei Hamburg 1972 (zuerst
1931)
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