Liebesschwüre, chinesische    Durch grünes Schattendunkel lautlos weitergleitend, schlich er sich von hinten dicht an sie heran, dann faßte er mit plötzlichem Griff ihre beiden Hände und preßte ihr dreist seinen Mund auf die Lippen.

»Ach, Geliebte aus einer früheren Existenz!« stöhnte er. »Warum mußten wir heute nachmittag von der Dritten so rasch und gemein gestört werden? Ich hätte vor Wut sterben können!« Sie war erschrocken herumgefahren. Aber in ihren Schreck mischte sich alsbald heimliche Freude, als sie in ihrem Angreifer den jungen Tschen gewahrte.

»Schelm, mich so zu erschrecken! Wollt Ihr mich wohl gleich loslassen; Wenn uns jemand sieht!«

Aber er dachte gar nicht daran, sie freizugeben, vielmehr ließ er seine Hände abwärts gleiten und begann an ihrem Hoscnbund zu nesteln. Sie sträubte sich zwar, aber ihr Sträuben war schon halb Nachgeben. Jetzt hatte er den Knoten ihres Hosenbundcs glücklich aufgeknüpft.

»Schlingel! Frechling!« brachte sie mit unterdrückter Stimme hervor. »Aber so leicht, wie Ihr Euch einbildet, sollt Ihr es nicht haben!«

»Ach, Geliebte meiner früheren Existenz, erhört Euren Sklaven!« flehte er. »Wenn es Euch verlangt, mein Herz, meine Leber gesotten oder gebraten zu verspeisen, für Euch will ich sie mir gern aus dem Leibe schneiden. Nur diesmal, dieses eine Mal erhört mich!«

Sie, schon längst von der roten Woge wollüstigen Begehrens durchflutet, wehrte sich zwar eine Weile zum Schein noch schwach gegen den Druck seiner brünstigen Umschlingung, dann aber konnte sie es sich nicht versagen, sein Einlaß heischendes Etwas mit weicher Hand zu fassen und in die rechte Richtung zu lenken. An eine Rotlack-Balustrade gelehnt, standen sie so in inniger Verstrickung und genossen die lange ersehnte Vereinigung. Doch die unbequeme Stellung ließ ihn nicht zum Ziele gelangen, und so bat er, sie möchte sich doch zu Boden legen. Denn diesmal war er fest entschlossen, die Gunst der Stunde restlos auszukosten. Aber sie bangte, es könne unversehens jemand des Weges daherkommen, auch wollte sie sich ihre Frisur nicht gern in Unordnung bringen lassen.

»Heute nicht«, sagte sie leise zu ihm. »Ein ander Mal sollt Ihr Euren Willen haben.«

Und so verharrten sie in ihrer unbequemen Stellung an der Rotlack-Balustrade, und er stöhnte sein Tjin tjin, und sie hauchte ihr Ta ta stehend weiter.  - Kin Ping Meh oder Die abenteuerliche Geschichte von Hsi Men und seinen sechs Frauen. Frankfurt am Main 1970 (zuerst ca. 1610, Wang Schi Tschong zugeschr.)

Liebe Schwur Chinese

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