iebesmahl
Wir lieben allerdings nicht, was wir essen und essen nicht, wenigstens
förmlich, was wir lieben, aber nur, weil, was gegessen wird, vernichtet wird,
die Liebe aber wider sich selbst sein, wider ihren eigenen Willen handeln wurde,
wenn sie ihren Gegenstand vernichtete.s Gleichwohl könnte oder möchte sie ihn
auffressen - so appetitlich ist er für sie - wenn sie nur nicht zugleich mit
ihm sich selbst vernichtete. Nur aus diesem Grunde kommt es bei ihr nicht vom
herzlichen Mögen bis zur herzlosen Wirklichkeit, nicht vom empfindungsvollen
Munde bis zu den zermalmenden Zahnen und dem verschlingenden Schlunde.
Den christlichen Theologen gebührt die Ehre der Entdeckung, daß es zwischen
mündlichem und fleischlichem oder natürlichem Essen einen Unterschied giebt,
indem der Leib des Herrn zwar mündlich, aber deßwegen nicht fleischlich genossen
werde. In der That findet dieser Unterschied zwischen dem Essen der Liebe und
dem gemeinen Essen statt. Die Liebe ist kein grobes, fleischliches, sondern
herzliches und mündliches Essen. Im Lateinischen ist der Kuß das Verkleinerungswort
vom Munde, im Griechischen Lieben und Küssen ein Wort Philein, und im Deutschen
heißt das Küssen der Liebe vortrefflich herzen. Wenn
nun aber Lieben Essen ist und der Liebende "Das ist, was er liebt", so
hat ja der Satz: der Mensch ist, was er ißt, selbst die Auctorität der göttlichen
Liebe für sich. - Ludwig Feuerbach, nach
(lte)
Liebesmahl (2) Von all jenen, die Leonora
Carrington in New York des Öfteren zu sich
einlud, war ich wohl der einzige, der gewisse Gerichte zu würdigen wusste, auf
die sie viele Stunden liebevoller Sorgfalt verwandt hatte, wobei sie sich eines
Kochbuchs aus dem 16. Jahrhundert bediente — auch wenn sie dem Mangel an bestimmten
Ingredienzen, die nicht aufzutreiben waren oder von denen man seither nie mehr
gehört hat, auf rein intuitive Weise abhelfen musste. (Ein Hase
mit Austern, den sie mich nötigte, für all jene zu
verspeisen, die es lieber beim Duft bewenden ließen, brachte mich, ich gestehe
es, dahin, an diesen Liebesmählern nicht gar so oft teilzunehmen.) - André Breton in (
wind
)