Lichtzeichen    Höchst sonderbar verhalten sich nordamerikanische Leuchtkäfer der Gattung Photinus. Wie bei den Glühwürmchen, so dienen auch bei ihnen die Leuchterscheinungen dazu, den Geschlechtspartner im Dunkeln zu finden. Dazu »morsen« die Männchen mit ihrem Licht etwa alle zwei Sekunden zweimal kurz in die Finsternis hinein. Entdeckt ein paarungswilliges Weibchen das Blinklicht, so sendet es dem Männchen etwa eine Sekunde später als Antwort ein einzelnes Lichtsignal, um seinen Standort zu zeigen.

Wie ein Kriminalstück, mindestens aber wie Insektenjäger-Latein mutet allerdings an, mit welch erstaunlicher Raffinesse eine zweite Leuchtkäfergattung, die im gleichen Revier lebt, sich das Verhalten ihrer Photinus-Verwandten zunutze macht. Dazu muß man wissen, daß die Weibchen dieser zweiten Gattung (Photuris) räuberisch leben und mit ihren amourösen Lichtzeichen die Männchen der Photinus-Gattung gelegentlich täuschen und zu sich locken, jedoch nicht mit erotischen Gelüsten, sondern um sie zu fressen.

Das geschieht so: Gerät ein Männchen der nichts Böses ahnenden Photinus-Gattung in ihre Nähe, so ahmen die Photuris-Weibchen täuschend jenes Leuchtzeichen nach, das den Männchen normalerweise die Nähe eines arteigenen Weibchens signalisiert. Von Natur aus sind zwar Lichtstärke, Leuchtdauer und Intervalle der beiden Leuchtkäfergattungen verschieden. Die kannibalistischen Photuris-Weibchen sind aber hervorragende Imitatorinnen. Um zum Ziel zu kommen, drosseln sie nicht nur die Lichtstärke ihres eigenen Leuchtfeuers auf die der nachgeahmten Weibchen, sondern ahmen auch die Dauer und die Dunkelpausen vollendet nach, so daß die verführten Männchen ihnen geradezu unwiderstehlich zum Opfer fallen.   - Theo Löbsack, Das unheimliche Heer. Insekten erobern die Erde. München 1991 (dtv 11389)

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