Such dir die bequemste Stellung: sitzend, langgestreckt, zusammengekauert oder liegend. Auf dem Rücken, auf der Seite, auf dem Bauch. Im Sessel, auf dem Sofa, auf dem Schaukelstuhl, auf dem Liegestuhl, auf dem Puff. In der Hängematte, wenn du eine hast. Natürlich auch auf dem Bett oder im Bett. Du kannst auch Kopfstand machen, in Yogahaltung. Dann selbstverständlich mit umgedrehtem Buch.
Sicher, die ideale Lesehaltung findet man nie. Früher las man im Stehen, vor einem Lesepult. Man war ans Stehen gewohnt. Man entspannte sich dadurch vom Reiten. Beim Reiten zu lesen, ist noch niemandem eingefallen; und doch reizt dich jetzt der Gedanke an ein Lesen im Sattel, das Buch an die Mähne des Pferdes gelehnt, womöglich mit einem besonderen Zaumzeug an den Ohren befestigt. Mit den Füßen in Steigbügeln müßte man sehr gut lesen können, hochgestützte Füße sind die erste Bedingung für den Genuß einer Lektüre.
Also worauf wartest du noch? Streck die Beine aus, leg ruhig die Fuße auf
ein Kissen, auf zwei Kissen, auf die Sofalehne, auf die Ohrenstützen des Sessels,
aufs Teetischchen, auf den Schreibtisch, aufs Klavier, auf den Globus. Zieh
aber erst die Schuhe aus, wenn du die Füße hochlegen willst. Wenn nicht, zieh
sie wieder an. Bleib jedenfalls nicht so sitzen, mit den Schuhen in der einen
Hand und dem Buch in der anderen. - Italo Calvino, Wenn ein Reisender
in einer Winternacht. München 2007 (Zuerst 1979)
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