eopard Mba sagte seiner Mutter: »Steige in diesen Baum, verbirg dich, wenn Krieg ist.«
Mba ging in das Dorf des Ekopi, des Leoparden. Mba sagte zum Leoparden: »Ich möchte deine Mutter essen, sie ist müde bei dir zu arbeiten.« Der Leopard sagte: »Du kannst meine Mutter essen, wenn ich die deine essen darf.«
Ekopi tötete seine Mutter und Mba aß. Mba sagte zum Leoparden: »Komme morgen zum Bach, wenn du Blut siehst, habe ich meine Mutter getötet.«
Mba sagte seiner Mutter: »Verbirg dich wohl« und nahm eine volle Schüssel Ngulafarbe; die schüttet er in die Quelle des Baches. Er tötete eine Antilope, die er im Busch verbarg.
Am Morgen kam der Leopard zum Bach, sah das rote Wasser und sprach: »Mba
hat seine Mutter getötet.« Er aß das Fleisch und kehrte in das Dorf zurück.
Dann sagte er seiner Frau: »Ich glaube, Mba hat mich überlistet.«
- Afrikanische Märchen und Legenden. Hg. Carl Einstein.
Berlin 1980 (zuerst 1925)
Leopard (2)
Leopard (3)
Vom Leoparden will ich jetzt sprechen, dem Geschöpf, Das andere übertrifft. Lauernd liegt er im Schatten Der Aste, im grünen Licht auf dem Fels, geduldig, Bis ahnungslos Beute kommt; ausgestreckt liegen Seine Tatzen bereit, die Krallen bewegen sich träge Wie sich seine Lider bewegen. Sieh, wie der Schlangenleib Seines Schwanzes gekurvt wie der Kamm einer Welle liegt, Die hinflutend einhielt und jäh in Geduld erstarrte; Die dunklen Ringe auf seiner strohfahlen Flanke versuchen Zahllos aber erreichen nie den vollkommenen Kreis, Schwärme Von Fußspuren (eine nur jedes Geschöpf, die, wir wissen nicht Wohin fuhren - wie die Sterne Fußspuren sind, Wie der schwarze Himmel ein Dickicht von Spuren ist) schwellen, Selbst leichter als Laub, im Schatten der Blätter Wie unter sanftestem Wind; seine Ohren sind gerundete Tore zu Höhlen, Umbuscht von gelbglimmendem Gras; und brennend, brennend Die goldenen Seen seiner Augen, gefleckt Von den flutenden Flammen ihres eigenen Glanzes, saugen sie Rings allen Schatten ein. Sein Kinn ist wie eine Bewaldete Insel, die im Herbst schimmernd, von keinem Gewölk überhangen, Aus windstillem Wasser ragt. Und seine Schultern sind Wie das gefurchte Fleisch eines Hügels, das sich unter dem Zeichen Des rauhen Herbstes im Geader der Schatten verläuft; auf Ernte wartend, Ist er dieses Zeichens Selbst an Geduld, Wie ein Gebilde Aus tiefen Sternen in einer grünen Nacht, aber er ist Nicht selber die Ernte, ein anderer wird Sich ihm beugen müssen. Aber obwohl jetzt alle Augen Auf sein Kommen gerichtet sind, obwohl alle Ohren Nach dem Klang seiner Schritte geformt sind, Werden doch wenige jetzt schon von ihm wissen, jetzt schon jedoch Ist irgendein sanftes Tier, das alarmiert die verräterische Schneise Der Vorsicht betritt, sein gezeichnetes Opfer. Und dann Wird sich die stählerne Sprungkraft im Inneren seiner Ruhe enthüllen, Den Schatten wird jäh sein Fauchen, wird der heisere Blitz seiner Zähne zerreißen, Entfesselt, wie sich der Blitz den Wolken entreißt, Wird er jauchzend den anderen schlagen, vorschießend wird Die Stichflamme seiner Zunge sich in die purpurne Quelle tauchen, Die Kiefer graben sich tief in das gefällte Fleisch. Die Form Seiner Glieder ist Freude, denn Liebe ist der natürliche Schatten, Der seinem Sprung folgt; nicht aus Gier reißt er die Beute. Denn tieferher kommt er als die goldenen Seen seiner Augen, Selbst als seine Geduld, als sein Zeichen am Himmel: aus dem Feuer Entstand die Welt, und die geäderte Quelle, wo die grüne Zeit, Der Baum und der Schatten des Baumes und die sanfte, Gezeichnete Kreatur jauchzend gedeihn und verschlungen werden. Ist ein Wurzelgezweig aus Flammen. Der Baum des Himmels Ist seine Heimat, seine Jagd ist nicht weniger herrlich als die Glorie Um die grünen Hügel der Erde. Wie der beglückende Mond, Der sich von den ersten Dingen nährt, jauchzt er in der Dämmerung, Wenn sich die helle Luft und die Farbe der Rose Dem steigenden Grau vermengen. Er ist der wahre grün und goldene Löwe, Der die Sonne verschlingt, und die Mitte des Tages ist seine Sattheit, Wenn das hohe, raschelnde Gras schweigt und unter keinem Hauch Die Blätter flirrend schattige Muster in das beständige Schwarz seiner Kreise zeichnen. Wie der Schatten des Schlafes, Der sich an Träumen sättigt, kommt er durch das Dunkel, Wo in der gleitenden Nacht das Glitzern des Wassers Ein Geraune von Spiegeln ist, während Mitternacht und die singenden Sterne fern wie in Stille in das Frohlocken Ihres eigenen Gesanges entsunken sind. Oh, er unter den Tieren Durchschreitet seine eigene Legende im einzigen Hauch Seines Namens, denn sein Jauchzen ist die lichte Farbe Des Morgens, seine Fülle ist der hohe Mittag In der Wohligkeit seiner Reife; denn er ist der Geist Der Flamme, die durch das Dunkel herabkommt, bis die Welt Ihre flackernde Zunge wird; sein Durst ist die Seele Des Feuers, das durch den atmenden Schlaf aufsteigt, Um die Träume seines dunklen Ichs zu schmecken; sein Leib Ist der gestaltete Geist des Feuers, und die dunklen Kreise An seinen Flanken sind in ihrer Unveränderlichkeit Spiegel Aller Räder der Welt: aller Stunden, die sich, Alternd, nicht wandeln, der mitempfindenden Dunkelheit, Die sich tanzend dem wirbelnden Licht vermischt, der hoch kreisenden Freude der Sterne in ihrem fernen Gesang. |
- W. S. Merwin,
nach
(arc)
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