eonitas
Wie die zerstäubenden Tropfen, des tobenden Wasserfalls mit Blitzesschnelle
wechseln, während der Regenbogen, dessen Träger sie sind, in unbeweglicher Ruhe
fest steht, ganz unberührt von jenem rastlosen Wechsel; so bleibt jede Idee,
d. i. jede Gattung lebender Wesen, ganz unberührt vom fortwährenden Wechsel
ihrer Individuen. Die Idee aber, oder die Gattung, ist es, darin der Wille zum
Leben eigentlich wurzelt und sich manifestirt: daher auch ist an ihrem Bestand
allein ihm wahrhaft gelegen. Z. B. die Löwen, welche
geboren werden und sterben, sind wie die Tropfen des Wasserfalls; aber die
leonitas, die Idee, oder Gestalt, des Löwen, gleicht dem unerschütterten
Regenbogen darauf. Darum also legte Plato den
Ideen allein, d. i. den species, den Gattungen,
ein eigentliches Seyn bei, den Individuen
nur ein rastloses Entstehn und Vergehn. Aus dem tiefinnersten Bewußtseyn seiner
Unvergänglichkeit entspringt eigentlich auch die Sicherheit und Gemüthsruhe,
mit der jedes thierische und auch das menschliche Individuum unbesorgt dahin
wandelt zwischen einem Heer von Zufällen, die es jeden Augenblick vernichten
können, und überdies dem Tod gerade entgegen: aus seinen Augen blickt inzwischen
die Ruhe der Gattung, als welche jener Untergang nicht anficht und nicht angeht.
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(wv)
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