Leiche, brauchbare    Er brüllte durch die Tür: »Was erlaubt ihr euch, ihr Bastarde! Unsere Soldaten machen Hackfleisch aus euch!«

Die Straßenkehrer draußen johlten.

»Wir wickeln euch fein säuberlich in Leinwand ein«, rief einer. »Und wenn wir euch so abliefern, weiß niemand und fragt auch keiner, wer ihr beide seid!«

»Darüber reden wir noch!« rief Ma Jung zurück. Er half Tschiao Tai, der einen der toten Frauen sein Kettenhemd überzustreifen. Nachdem Tschiao Tai ihr noch Ma Jungs Helm auf den Kopf gestülpt hatte, schob Ma Jung die Hände unter ihre Achselhöhlen und hob sie hoch. Tschiao Tai stieß ihr die Spitze seines Schwertes in den Rücken, weit oben, gleich unterhalb des Nackenschutzes von dem Helm. »Tut mir leid, altes Mädchen!« murmelte er. Den schlaffen Körper auf seinem Schwert vor sich herhaltend, beide Hände um dessen Griff, ging er vor zu dem Loch. Ma Jung, nur noch in seinen ledernen Hosen und im Unterhemd, untersuchte derweilen rasch den Riegel an der Tür. Er war auf der Außenseite noch fest eingerastet. Als Ma Jung sich umdrehte, sah er, wie zwei Pfeile in die tote Frau eindrangen. Tschiao Tai ließ sie zu Boden sinken, trat dann vor und beugte sich über sie, wobei er das Gesicht so weit wie möglich unten hielt. Ein Pfeil traf ihn in den Rücken, ein zweiter prallte an seinem Helm ab. Er schrie auf und ließ sich auf die Frau fallen. Ganz still blieb er so liegen.

»Hab sie alle beide erwischt!« brüllte es vom Dach.

Ma Jung, der sich mit dem Rücken gegen die Wand neben der Tür gepreßt hatte, hörte jetzt, daß der Querriegel hochgeschoben wurde. Die Tür ging auf, und ein Mann mit Haube trat ein. Ma Jung schlang ihm von hinten den linken Arm um den Hals, stach ihm sein Schwert tief in die rechte Seite und stieß mit dem Fuß die Tür zu, alles praktisch im selben Augenblick. Dann ließ er den sich windenden Körper zu Boden fallen und schob den Riegel herunter.

»Was ist denn los?« fragte von draußen eine Stimme.

Ma Jung hängte sich schnell die schwarze Kutte seines Opfers um die Schultern und steckte den Dolch, den der Mann getragen hatte, m seinen Gürtel. Dann zog er sich auch die Haube über und rannte zu Tschiao Tai hin, der reglos auf der toten Frau lag.

»Helft mir hinauf!« rief er nach oben.

In dem Loch über ihm erschienen zwei behaubte Köpfe. Eine leichte Bambusleiter wurde niedergelassen, und geschwind kletterte Ma Jung sie hinauf. Die beiden Straßenkehrer, bewaffnet mit Bogen und Pfeilen, saßen auf dem gefährlich schmalen Dachfirst. Zu seiner Erleichterung sah Ma Jung, daß dieser geradenwegs zum hinteren Giebel führte.

»Was ...« begann der größere der beiden Schwarzen.

Ma Jung gab ihm einen kräftigen Stoß, der ihn kopfüber durch das Loch fallen ließ. Dann zückte er den Dolch, den er dem Mann unten abgenommen hatte, und rammte ihn mit so viel Wucht, wie er aufbringen konnte, ohne hier oben das Gleichgewicht zu verlieren, dem zweiten Straßenkehrer in die Magengrube. Er ließ den Griff los und warf den Mann ebenfalls hinunter.  - Robert van Gulik, Mord nach Muster. Zürich 1989

Brauchbarkeit Leiche

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