ebensmauer
Wind fegte über Hügel, und das Gebirge rückte
heran. Der Regen tröpfelte schon wieder, nachdem die
Luft eine Weile geleuchtet
hatte. Wie ein gezauster Rabenfittich hing ein dunkler Wolkenfetzen neben einem
eisblauen Himmelsloch. Überm Gebirge war der Himmel grau wie Blech, und davor
hingen Regenfransen, die sich nach den Bergen zu verflüchtigten. Ob es zwei
Stunden hielt? Und er hoffte, sie würden unbehelligt von Nässe auf einer schmalen
Straße gehen können, die da und dort noch eine Allee mit hohen Bäumen war. Der
See lag draußen, glatt wie Eisen, und dahinter stiegen blauschwarze Felswände
auf, oben mit schneeigen Schrunden. Die glänzten im Licht, und das langgestreckte
Gebirge lag da, als war's die endgültige Lebensmauer, hinter der etwas anderes
anfing. Vor ihm dehnten sich gelbliche Felder mit dunkeln
Wälderflecken. - Hermann Lenz, Herbstlicht. Frankfurt
am Main 2000
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