ebensluft   Selbst die Luft kann vergiftet sein, in der wir leben, und so können wir entweder schnell oder schleichend getötet werden. Ich rechne dahin vor allem das Gift, was wir selbst der Luft durchs Leben und Atemholen mitteilen. Lebende Geschöpfe zehren in einer gewissen Quantität Luft den reinen Stoff oder die Lebensluft auf, und teilen ihr dafür unreine und nicht zum Atmen taugliche Stoffe mit. Ist eine große Menge Menschen in einem kleinen Raum eingeschlossen, so kann es bald tödlich werden. - (huf)

Lebensluft (2)  Zwar der Atem macht's nicht allein; viel zur Kohlensäure der Luft trägt auch das Verbrennen des Holzes bei; denn was die Pflanze aus den Geistern der Natur im Leben schöpfte, geht im Tode der Pflanze als feuriger Hauch darein zurück; doch nur zum Wachstum neuer Pflanzen, zur Verjüngung der Pflanzenwelt. Die ganze Pflanze muß doch einmal sterben. In dieser Beziehung können wir den Menschen die Bedeutung von Todesengeln für die Pflanzen beilegen. Wir malen den Tod mit der Sense; für sie geht er leibhaftig mit Sense und Axt einher, ein höheres Wesen, zerstörend für das einzelne, doch der Erneuerung des Ganzen dienend.

Indem die Pflanze aus dem Atem und den Produkten des Feuers Nahrung schöpft, hat sie freilich gleich eine Gegenleistung dafür zu machen. Nähme sie die Kohlensäure aus der Luft nicht an sich, würde diese immer mehr verderben, weil die Kohlensäure als Produkt des Atmens oder Verbrennens selbst nicht mehr dienen kann, das Atmen oder Feuer anzufachen und zu unterhalten, vielmehr erstickt beides, wo die Luft sich mit zu viel Kohlensäure beladet. Nun aber stellt die Pflanze, indem sie diesem Gase seinen Kohlenstoff entzieht, daraus wieder die Lebensluft (den Sauerstoff) her, welche ursprünglich für Atmen und Verbrennen diente, und erhält durch Rückgabe derselben an die Atmosphäre diese immer frisch und munter für Unterhaltung von Leben und Feuer. So ergänzen sich Pflanzen- und Tierwelt in ihren Zweckleistungen. Die Pflanze atmet die Kohlensäure ein, welche das Tier ausatmet, und das Tier atmet den Sauerstoff ein, welchen die Pflanze ausatmet; die Pflanze zersetzt die Kohlensäure und nimmt den festen Stoff, den Kohlenstoff, daraus an sich, um ihren Leib zu bauen; das Tier verbindet den Sauerstoff mit Kohlenstoff des eignen Leibes und gibt diese Verbindung in Gasgestalt von sich, um sich eines verbrauchten Stoffes zu entledigen. Beides aber ist zur Unterhaltung des Lebens beider nötig.  - Gustav Theodor Fechner,  Nanna oder Über das Seelenleben der Pflanzen.  In: G. T. F., Das unendliche Leben. München 1984 (zuerst 1848)

Luft

 

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