Lebensgefährtin  Die Lebensgefährtinnen aus Gummielastikum sind wegen der großen Sanftmut, mit der sie Fußtritte und Faustschläge hinnehmen, ein kostbares Gymnastikgerät, das Expandern und Sandsäcken weit überlegen ist, überlegen auch den lebenden Personen insofern, als sie dem Handelnden jeden schmerzhaften Stoß auf die Fingerknöchel ersparen. Wir raten dem steuerpflichtigen glücklichen Gatten eines dieser federnden Geschöpfe aufs Lebhafteste, sich an ihm seine Muskeln zu stählen, während es gleichgültig ist, ob der legitime Besitzer einer Frau aus Fleisch und Blut sich einen Kastiga-tor ersteht oder nicht.

Die liebenswerten Personen, von denen wir reden, unterscheiden sich in nichts von richtigen Frauen, mit dem einzigen Unterschied, daß der Zahn der Zeit leider schneller an ihnen nagt: das Gummi wird rissig und »stirbt« nach drei Jahren. Man muß es dann anstreichen, womit die Epidermis ihre ganze Geschmeidigkeit verloren hat. Aber es gibt soviele »natürliche« Frauen, die sich jeden Tag von neuem instand setzen müssen! Man kann übrigens ihre Dauer durch sorgfältige Behandlung verlängern, zum Beispiel, indem man sie an einem kühlen Ort, einem guten Keller etwa, aufbewahrt. Sie sind sehr zurückhaltend und gelehrig, und außer ihrer natürlichen Elastizität fehlt ihnen jegliche Initiative. Man kann mit ihnen unter die Leute gehen, ohne daß sie allzu viele absurde Dinge treiben. Ihre Eroberung wird durch keinerlei unangebrachte Koketterie verzögert. Mit Hilfe eines gewöhnlichen Ventils tritt man mit ihnen in Verbindung.  - Alfred Jarry, Die grüne Kerze. Spekulationen. Frankfurt am Main 1993

 

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