eben, akademisches  Das akademische Leben ist ein wilder Hasard. Wenn junge Gelehrte um Rat fragen kommen wegen Habilitation, so ist die Verantwortung des Zuredens fast nicht zu tragen. Ist er ein Jude, so sagt man ihm natürlich: lasciate ogni speranza. Aber auch jeden anderen muss man auf das Gewissen fragen: Glauben Sie, dass Sie es aushalten, dass Jahr um Jahr Mittelmäßigkeit nach Mittelmäßigkeit über Sie hinaussteigt, ohne innerlich zu verbittern und zu verderben? Dann bekommt man selbstverständlich jedesmal die Antwort: Natürlich, ich lebe nur meinem »Beruf«; – aber ich wenigstens habe es nur von sehr wenigen erlebt, dass sie das ohne inneren Schaden für sich aushielten. - Max Weber, Wissenschaft als Beruf (1922)

Leben, akademisches  (2)  Von Anfang an hatte Galilei an die Kopernikanische Theorie geglaubt (daß die Planeten die Sonne umkreisen), doch erst als er die erforderlichen Beweise entdeckte, begann er, öffentlich für sie einzutreten. Er publizierte seine Schriften über die Theorie des Kopernikus in italienischer Sprache (nicht auf  latein, wie damals in akademischen Kreisen üblich), so daß seine Auffassungen bald breite Zustimmung außerhalb der Universitäten fanden. Das verärgerte die aristotelischen Professoren, die sich gegen ihn verbündeten und die katholische Kirche zu einem Verbot der Kopernikanischen Lehre aufriefen. -  Stephen Hawking, Eine kurze Geschichte der Zeit. Reinbek bei Hamburg 1991 (zuerst 1988)

Leben, akademisches  (3)  Matthesius, phil. magister, demum profess. Upsaliensis.

Norrelius, verheiratet mit seiner untreuen Bentzelia, die mit den Studenten hurt. Sucht Scheidung. Sie nimmt Springer als Advokat.

Auf Norrelii Seite stehen Prof. Nesselius und Ullen. Springer beschimpft Nesselius im Konsistorium. Nesselius verspricht, die Profession an Matthesius zu cedieren, wenn er mit Springer abrechnen will.

Springer kehrt in Uppsala zu Roddens spät in der Nacht heim; zwei überrumpeln ihn, werfen ihn nieder, stechen und zerfleischen ihn an Bauch und Gesicht. Matthesius bekommt die Profession.

Matthesius freit um die Tochter des Ratsherrn Axberg, wird 2 Mal aufgeboten.

Ryman, Postmeister in Stockholm, verlobt mit Mademoiselle Axberg, verbietet das Aufgebot. Kommt zum Prozeß im Rathaus, Hofgericht, Senat. Mad. Axberg gewinnt.

Matthesius indessen ist mehr von der Mutter angetan, und sie von ihm.

Mademoiselle wird verheiratet mit Kammerrat Piper, voller Schulden, der seine Schwiegermutter ruiniert ——— [unleserlich] während Axberg lebt. Matthesius bricht mit der Mutter.

Matthesius verlobt sich 1758 mit einer Schankwirtstochter Ullbom, geboren am selben Tag, als für ihn und Mad. Axberg das Aufgebot bestellt wurde. Bekommt Ja.

Jungfr. Ullbom wird von Sekr. Stenhamar eingenommen, der sie schwängert, will mit Matthesius brechen; alle Freunde fast gegen den Willen des Mädchens obligieren es, Matthesium zu nehmen; heiratet.

Frau Matthesia bekommt nach 6 Monaten Kind, Matthesius wird betroffen, der weiß, daß er nicht der Kindsvater ist, aber findet sich eine alte Schuld bezahlen, muß schweigen.

Vacat praepositura Upsaliensis, welche in der Ordnung Matthesium zukommt, aber Prof. Asp wütend, weil Matthesius nicht seinen Floderus, sondern Anderstedt zum Adjunctus theologiae nahm, intrigiert die Propststelle an Hydren.- (nem)

Leben, akademisches  (4)   Was für ein delikates Vergnügen, die Freunde der Feinde ausfindig zu machen und sie zum geheimen Ziel seiner Rache zu machen. Eine Arbeit von Monaten war dazu notwendig gewesen, ja sogar von Jahren. Der Lieblingsschüler seines Feindes unterrichtete seit kurzem an einer Universität im Norden, auch er in einem ähnlichen Fach: Wie das Leben so spielt. Einen eventuellen Feind für ihn zu finden, war schwierig, aber nicht unmöglich gewesen, er hatte nur die Liste der Kollegen aufmerksam studieren müssen. Beim zweiten Anlauf hatte er seine Wahl getroffen. Mit diesem Professor, der ein ähnliches Fach unterrichtete, verband ihn keine große Freundschaft, er hatte ihn bei einem Kongreß kennengelernt, er duzte ihn und nannte ihn beim Vornamen; ein mittelmäßiger und arroganter Mensch, ein aufgeblasener Schulmeister, dessen Werk sich durch eine falsche Syntax und unzusammenhängende These auszeichnete: mittelmäßige Essays und Artikel in mittelmäßigen Zeitschriften, die ein Loblied auf mittelmäßige Autoren sangen. Aber das war nicht seine Achillesferse, das wußte er. Der wunde Punkt seines eventuellen Verbündeten bestand in dessen mühevoller Karriere im Schatten eines erbarmungslosen Professors, der ihn seit Jahren erniedrigte, ihn wie einen überflüssigen Ziergegenstand, der auf einen Platz wartet, mit sich herumschleppte, und ihn Smerdiakov nannte, wie den Diener der Brüder Karamasow.  - Antonio Tabucchi. Kleine Mißverständnisse ohne Bedeutung. München 1999  (zuerst 1985)

Leben, akademisches  (5)   Mai 1933 mußte Mandorf, 23Jährig, die Einführungsrede der amtierenden Magnifizenz Heidegger anhören; da er der redenden Magnifizenz vor Augen saß, machte Mandorf eine aufmerksame Miene.' Im September wurde er zur Leitung eines Sportfestes kommandiert. 1934 trat er dem NSKK bei. 1935 und 1936 nahm er an wehrähnlichen Übungen teil. Sonnabende und Sonntage arbeitete er in seinem Universitätsinstitut. Seinem Habilitationsvater schrieb er den vollständigen Anmerkungsapparat zu einer Publikation; er verfaßte Register für verschiedene Dozenten. Seine akademische Karriere beschleunigte das kaum. Auch mit Wahrheitssuche hatte es nichts zu tun. Mandorf wurde im Laufe der Jahre Assistent. In ihm entstand ein Stauungsvorgang: er wartete bereits zu lange auf seinen Lehrstuhl. Viele Lehrstuhlinhaber hielten einen solchen Stauungsprozeß im Interesse einer gesunden Wissenschaftspflege für notwendig. In Mandorf bildeten sich zwei vollkommen getrennte Wünsche aus: er wollte endlich einen Lehrstuhl haben; andererseits verlangte ihn nach einer umfassenderen reineren Aufgabe, »da alles Wissen«, wie Schelling sagt, »nur eines ist und jede Art desselben nur als Glied eintritt in den Organismus des Ganzen: da alle Wissenschaften und Arten des Wissens Teile sind einer Philosophie, nämlich des Strebens, an dem Urwissen teilzunehmen«.  - (klu)

Leben, akademisches  (6) Seit einem halben Jahrhundert werden immer neue, höchst auffällige Radioquellen im sonnenfernen All geortet (heute: Pulsare). Man erklärte sie zu Neutronensternen, wie auch immer so etwas im Einzelnen aussehen mag. Über 1.700 davon wurden bislang gefunden. Sie funken mit großer Regelmäßigkeit in kurzen Abständen weniger Sekunden oder Bruchteilen davon. So oder ähnlich hatte man sich eigentlich Lebenszeichen anderer Zivilisationen vorgestellt.

Genau dieser Gedanke schoß vielen durch den Sinn als der erste Pulsar im Sommer 1967 ausfindig gemacht wurde. Man taufte die Radioquelle im Weltraum deshalb auf "LGM 1". Die Buchstaben LGM standen für "Little Green Men", auf Deutsch kleine, grüne Männchen, bis heute ein flapsiger Ausdruck für vernunftbegabte außerirdische Wesen.

Doch es war nur eine Studentin namens Jocelyn Bell, die den Aufsehen erregenden Fund machte. Sie weilte gerade zu Übungen an der Sternwarte im englischen Cambridge. Hochrangige Astrophysiker wiegelten ab. Sie ließen eine vordergründige Theorie zusammen klempnern, wonach es sich nur um dicht gepackte Brocken handle, Reste einstiger Sonnen. Auf Grund von Alterung seien sie in sich zusammen gefallen. Übrig geblieben wären verhältnismäßig kleine Leuchter, die sich rasend schnell um sich selber drehen.

Treffender kann man die Lage der Astrophysik von heute kaum zusammenfassen. Auch versteht sich von selbst, dass nicht die Entdeckerin Jocelyn Bell den Nobel-Preis dafür einheimste sondern einer ihrer Vorgesetzten, Antony Hewisch. - Volker Wittmann, Alienscheu der Astrophysik. Telepolis vom 31.12.2014

Leben, akademisches  (7, britisches)  Eine vor kurzem durchgeführte Erhebung ergab, daß 80,5 % der Hochschullehrer in Oxford nach potentiell pornographischen Angeboten im Internet suchen, ehe sie sich dieser Einrichtung für ihre eigene Disziplin oder zu Forschungszwecken bedienen. Die Quote bei den Studenten an derselben Hochschule liegt um 2 % niedriger. - TERENCE BENCZIK, A Possible Future for Computer Technology, nach: Colin Dexter, Der Tod ist mein Nachbar. Reinbek bei Hamburg 2002
 

 

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