éautaud   Bei Florence, wo ich außer dem Dr. Verne und Jouhandeau auch Léautaud traf, der in einem Anzug nach der Mode von 1910 erschien, mit einem langen schmalen Schlips, der wie ein Schnürsenkel zu einer Schleife gebunden war. Als Autor ist er auf der geraden Linie verblieben, ohne romantische Schwächung, sagt viel weniger Unnötiges als alle anderen seiner Kollegen, die ich bislang beobachtete.

Unterhaltung über den ›Mercure de France‹, dann über Sprache und Stil. Léautaud haßt die Bilder, die Vergleiche, die Umschweife. Der Autor soll mit vollkommener Präzision und Sparsamkeit ausdrücken, was er meint. Auch soll er sich mit der Sorge um den Rhythmus und die Ausfeilung nicht aufhalten. »J'aime plutôt une repetition qu'une préciosité.« Wenn man sagen will, daß es regnet, so schreibe man: »Es regnet« hin. Auf die Erwiderung von Paulhan, daß man das auch einem Angestellten überlassen könnte: »Alors, vivent les employés.«

Er ist der Ansicht, daß man mit den Worten genau ausdrücken könne, was man wolle, und daß bei völliger Beherrschung der Sprache auch der geringste Verlust zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten vermeidbar sei. Das gilt freilich nur unter Nichtmetaphysikern. Nur solche erkennt er indessen an.

Was mich an ihm vor allem anzieht, ist der Anblick eines Menschen, der durchaus und auf klare Weise weiß, was er will, denn das ist heute viel rarer, als man denkt.

Auf die Bemerkung, daß Victor Hugo zu den Autoren zähle, die ich bislang vernachlässigte: »Vous pouvez continuer.«  - Ernst Jünger, Strahlungen. Notat vom  4. Mai 1944. München  1965 (zuerst 1949)

 

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