avater
Ich liebe Herrn von Lavater bis zur Narrheit. Seine Arbeit
über die Physiognomien ist ein Meisterwerk an
Geist, Enthusiasmus, Einbildungskraft
und Beredsamkeit. Aber die Züge, die Stirn, eine Nase,
ein Grübchen am Kinn, wodurch er vielleicht ein Genie
entdecken will, sagen - er verzeihe mir diese Bemerkung - nicht soviel wie der
Blick oder eine Bewegung des
Kopfes oder Körpers, wie die Anmut, der Stolz,
die Leichtigkeit oder Ungeschicklichkeit, die Verlegenheit oder die Art zu sehen
oder zuzuhören; dies können seine Silhouetten und seine geringe Weltkenntnis
ihn nicht lehren. Ich gehe noch weiter: ich glaube, daß Füße, Knie, Schultern
ihre Sprache sprechen. Er möge die Frauen verstehen,
dies wird sein schönstes Meisterwerk sein. Er mag noch so genau den Abstand
von der Oberlippe zur Nase messen - diese hübsche junge Frau an der Seite ihres
Gatten, die er genau beschreibt, wird eine andere an der Seite ihres Liebhabers
sein, eine andere, wenn sie zum Ball als wenn sie zur Kirche geht, um mit ihrer
Mutter die Messe zu hören. - (
lig
)
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