auheit Pornographie ist eine verbotene Frucht, also liegt darin soviel Verlockung wie Verbot.
Was nämlich? Der Blick, der durch Gewöhnung
erkältet, gewahrt Nackedeis, die sich sehr angestrengt tummeln, um die im Atelier
gestellten Aufgaben zu erfüllen - und wie armselig ist dieses Schauspiel! Im
Betrachter erwacht nicht so sehr Verlegenheit als vielmehr das Gefühl verletzter
menschlicher Solidarität, denn diese Nackedeis sielen sich so zudringlich übereinander,
daß sie Kindern gleichen, die unbedingt etwas geradezu Ungeheuerliches anstellen
möchten, damit die Erwachsenen ihr blaues Wunder erleben, es in Wirklichkeit
aber nicht können, einfach nicht dazu imstande sind, und ihre Erfindungsgabe,
erbost über die eigene Ohnmacht, strebt nicht mehr in die Richtung der Sünde
und des Niedergangs, sondern nur in die Richtung einer dümmlich-kläglichen Widerwärtigkeit.
Daher verbirgt sich in den krampfhaften Beschäftigungen jener großen nackten
Säuger seichte Infantilität - es ist weder Hölle noch
Paradies, sondern nur laue Sphäre: Langeweile,
öde Fruchtlosigkeit einer schlecht bezahlten Strapaze . . . - Stanislaw Lem, Imaginäre Größe. Frankfurt am Main 1976 (zuerst 1973)
Lauheit (2) Es sind, meiner Ansicht
nach, bei Gott schöne Stellen in Dantes Divina Comedia, vor allem in
seiner Hölle. Er sperrt die Häretiker
in Feuersgrüfte, aus denen die Flammen schlagen und weithin Verwüstung verbreiten;
die Verräter in Nischen, wo sie Tränen vergießen, die auf ihrem Antlitz zu Eis
erstarren; in andere Nischen die Lauen; und er sagt von diesen letzteren, daß
das Blut ihren Adern entströmt und von verächtlichem Gewürm aufgefangen wird
... - Diderot, Jacques le Fataliste, nach
(boc)
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