auerer, schluckender



Schluckender Lauerer mit Beute (nachts)

In der »Stimme Mersituriens« las ich einen Artikel, in dem das Abschlachten jener großartigen Tiere gefordert wird, wie es die schluckenden Lauerer sind. Diese Raubtiere besitzen auf der Oberlippe eine Reihe leuchtender Warzen, die verschiedene Muster bilden. In der Tat erscheint in den letzten Jahren immer häufiger eine Variante, bei der die Warzen zwei Nullen bilden. Diese Lauerer wählen gewöhnlich die Nähe von Campinglagern, wo sie nachts im Dunkeln mit breit aufgerissenen Rachen auf Personen warten, die im Begriff sind, ein stilles Örtchen aufzusuchen. - (lem)

Lauerer (2) Der Herr wiegte erstaunt den Kopf. »Ich hätte gewettet, daß Sie in Budapest geboren sind.«

Schingut war, obwohl er es völlig zu verbergen wußte, fast verblüfft: er war tatsächlich aus Budapest gebürtig. »Weshalb?« fragte er leise.

»Ihr Deutsch hat jenen breiten und singenden Tonfall. Sehr schwach. Aber es ist doch zu merken.«

Schingut schmunzelte höflich. »Sie beobachten sehr scharf.« Innerlich aber grinste er: er war drei Monate alt gewesen, als seine Eltern ihn nach Mailand verkauft hatten, und hatte seither Ungarn nie wieder gesehen.

»Keine besondere Leistung. Man muß eben darauf achten. Und da ich selbst Budapester bin . . . Barany ist mein Name.«

»Schingut.«

»Angenehm.« Barany verneigte sich abermals.

Schingut desgleichen. Da er aber bereits überzeugt war, daß sein Gegenüber ebenfalls log und auch in der Absicht, sich zu orientieren, legte er sich gewissermaßen auf die Lauer.

»Also Sie sind trotzdem nicht aus Budapest.« Barany lächelte wie einer, der sich herbeiläßt, mit einem Lügner noch weiter zu reden.

Schingut hißte eine gewisse verlegene Bedachtlosigkeit. »Habe ich denn behauptet, daß ich aus Budapest bin?«

»Aber gewiß nicht.« Barany blickte fröhlich auf die Deckenlampe. »Habe ich denn das behauptet?«

»Aber keineswegs.« Schingut zog eine kleine Feile aus der Westentasche. »Schließlich könnte man ja auch einen bestimmten Akzent haben, ohne ihn am Ursprungsort erworben zu haben.« Er feilte an seinen Nägeln.

»Ja natürlich.« Es war offensichtlich, daß Barany an diese Gelegenheit sich klammerte. »Man könnte ihn zum Beispiel in jahrelangem Umgang mit einer Person sich angeeignet haben.«

»Zweifellos.« Schingut nickte geradezu begeistert, feilte dabei aber so heftig, daß er sich blutig riß. »Teufel auch! . . . Oder indem man wochenlang eine Rolle spielte.«

»Eine Rolle?« fragte Barany verwundert, als begriffe er nicht das Geringste.

»Nun ja.« Schingut speichelte seinen verletzten Finger ein und umwickelte ihn äußerst behutsam mit seinem Taschentuch. »Zum . . . Beispiel ... in einem Stück.«

»Ach so.« Barany war leicht enttäuscht, glitt aber schnell darüber hinweg. »Sie sind vielleicht Schauspieler?«

Schingut ärgerte sich nun fast schon. »Nicht mehr, als man so fürs Haus braucht.«

Barany, dem diese halbe Herausforderung nicht entging, lachte deshalb schallend auf. »Sehr gut! Wirklich sehr gut! . . . Aber, ich bitte Sie. Das Leben ist eine Rauferei. Wer immer aufrichtig wäre, läge bald auf der Nase.«

»Wem sagen Sie das«, seufzte Schingut kordial und feilte wiederum an seinen Nägeln.

Beide sahen freundlich zum Fenster hinaus. Es war eine gewisse Harmonie hergestellt. - Walter Serner, Bukarest-Budapest. In: W.S.: Der Pfiff um die Ecke. Zweiundzwanzig Kriminalgeschichten. München 1982 (dtv 1741, zuerst 1925)

Lauerer (3)  Über dem Wasser zunächst bloß die Augen, geschlossen. Kein Spähen und kein Suchen. Dunkel schimmert die längliche Schnauze, an der Spitze ragen die Nasenlöcher heraus. Zwei Halbmonde mit wulstigen Rändern. Ein Vogel setzt sich auf die Stirn zwischen die Augenbeulen. Die Augen bleiben geschlossen. Nervös pickt der Vogel an den Hornplatten und dreht sich, bevor er wieder hochfliegt, gegen den Hals. Regungslos das Krokodil. Auf der Höhe des Wasserspiegels der Oberkiefer, vereinzelt stehen Zähne nach unten ab. Kein Wellengekräusel verrät, daß der Rumpf, der schief im Wasser hängt, mit schwachen Ruderstößen die Lage hält. Flimmernde Ruhe. Das Licht erstarrt in seinen Schatten. Neben den Schläfenfenstern die geschlossenen Augen und in ihnen ein schmaler Spalt.   - (loe)

Lauerer (4)   Wir Geistesgestörten waren in einem Gymnasium von Issy-les-Moulineaux untergebracht, das speziell darauf eingerichtet war, Soldaten meines Schlages mit etwas indisponiertem oder ernstlich erkranktem Patriotismus aufzunehmen und sie, je nachdem, ein bißchen zu sekkieren oder richtig zu foltern. Man hat uns nicht direkt schlecht behandelt, aber man war sich immer bewußt, von einer Schar schweigsamer Krankenpfleger mit Riesenohren belauert zu werden.

Nachdem man einige Zeit so überwacht worden war, verschwand man auf diskrete Weise und kam entweder ins Irrenhaus oder an die Front oder auch häufig an den Galgen. - (reise)

Lauerer (4)   Laut einem Zeitungsbericht haben die NSA und ihr britischer Partnerdienst GCHQ auch Daten im Visier, die von Apps über die Nutzer gesammelt werden.

Als ein Beispiel nannten die New York Times und der Guardian das populäre Spiel „Angry Birds“. Die beiden Geheimdienste lauerten im Hintergrund, um auf Informationen wie Orte, Alter oder Geschlecht der Spieler zuzugreifen, hieß es. Zugleich bleibe das Ausmaß der Datensammlung mit Hilfe von Apps anhand der vorliegenden Dokumente unklar, schränkte die New York Times am Montag ein.

Dass vor allem kostenlose Apps nebenbei viele Daten über Nutzer erheben, ist schon lange ein Thema. Als klassisches Beispiel gilt eine Anwendung, die den Smartphone-Blitz als Taschenlampe leuchten ließ - und nebenbei Informationen wie den aktuellen Ort und die Identifikationsnummer des Geräts abgriff.

Diese Daten wurden dann an Werbe-Netzwerke weitergegeben. - TAZ vom  28.1.2014

Lauerer (5) Thomas überrascht Roland dabei, wie er lauert, und entrüstet sich. Da gibt's Prügel. Roland schließt die Augen, torkelt etwas und stürzt wie vom Hitzschlag getroffen zu Boden. Thomas klopft ihm, beunruhigt und voller Gewissensbisse, auf die Hände. Das Wasser des Flusses. Er hebt den Kopf seines Opfers, lehnt ihn an sich, spricht. Rolands Augen werden immer größer, ohne sich zu öffnen. Er stöhnt. Er dreht sich zu dem Mann um, der nicht weiß, was geschieht. Er stöhnt. Plötzlich pressen sich seine Lippen auf Thomas' Lippen. Ein richtiger Dirnenkuß. Die Augen haben sich noch nicht geöffnet. Roland flüstert: »Mama.«    - (lib)

Lauern
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