andwirtschaft    Ein Idiot namens Sereno Bastuzzi lebte in einem Strohschober. Der Strohschober gehörte zu einem früher einmal bewohnten Bauernhaus. In dem Strohschober lebten auch der Vater und die Mutter von Sereno Bastuzzi, die geborene Idioten und Bauern waren. Man könnte auch sagen, sie lebten selbstgenügsam auf einem ererbten Stückchen Land.

Der Idiot hat eine ganz eigenwillige Auffassung von Landwirtschaft; er kauft nichts und verkauft nichts; er verwendet weder Traktoren noch sonstige landwirtschaftliche Motoren; er beschneidet keinen Baum, verwendet weder chemischen Dünger noch Unkrautvertilgungs- oder Schädlingsbekämpfungsmittel. Er sät nicht, weil er zwischen Samen und Pflanze keinen Zusammenhang sieht. Der Idiot hält aber die anderen für dumm und lacht, wenn er sieht, wie sie Samenkörner auf die Erde werfen. Er tut es lieber den Hühnern gleich und pickt sie auf. Der Idiot ißt naturgemäß kein Fleisch, die Familie Bastuzzi aß also kein Fleisch; sondern sie aßen Eier, Zichorie sowie andere Kräuter, die der Zichorie ähnlich sind oder mit der Zichorie verwandt. Die Zichorie steht bei den Idioten im Mittelpunkt der Ernährung und wird auf Feld und Flur als erste und freudig erkannt. Die Brennesseln dagegen mögen sie nicht und sie zertreten sie immer spontan, so daß es in Gegenden, wo ein Idiot oder eine Idiotenfamilie lebt, sehr wenig Brennesseln gibt. Der Idiot zertritt sie aus Rache, nicht um das Unkraut rationell aus der Landwirtschaft zu entfernen. Ebenso verfährt er mit dem Dornengestrüpp, das für ihn ein Anlaß zu Klagen und Vergeltungsaktionen ist.

Der Fall der Familie Bastuzzi wurde eingehend untersucht, denn man wollte herausfinden, welcher Art von Landwirtschaft sich ein einzelner Idiot oder eine Idiotengemeinde spontan zuwendet, wenn sie sich selbst überlassen sind, angenommen, sie wurden eines schonen Tages allein auf der Welt zurückbleiben. Die Untersuchung wurde um 1960/61 von Dr. Consolmi von der Universität Pavia und unter Mithilfe seiner Assistentin Frau Dr. Maria Stanca durchgeführt.

Der einzelne Idiot benotigt zum Leben mindestens sechs Hektar Grund, teils Waldbestand teils Wiesen, von einem Bach durchflossen oder zumindest mit einer Trinkwasserquelle. Im Sommer weilt der Idiot im kühlen Schatten der Baume, mit Vorliebe in der Nahe des Bachs, den Sonnenstrahlen setzt er sich nur aus, wenn es die Nahrungsbeschaffung erfordert. Gern hat er Hühner um sich, denn er kann sie gut leiden. Sobald der Hahn einen Wurm oder eine Ähre auf der Erde findet und mit einem besonderen Krähen alle herbeiruft, kommt auch der Idiot angelaufen und entpuppt sich häufig als der schnellste Fresser. Ebenfalls gern hat er Kühe um sich, denn sie sind lieb zu ihm; wenn eine Kuh einen Idioten im kühlen Gras liegen sieht, legt sie sich sofort neben ihn. Offenbar können die Kühe Idioten und Gesunde voneinander unterscheiden, und während sie die letzteren wegen ihrer Suchte furchten, stehen sie mit den ersteren auf vertrautem Fuß. Die Bastuzzis hatten nämlich vier Kühe (und einen Jungstier), mit denen sie in Frieden und Eintracht lebten; die Kühe fraßen das Gras, und sie die Zichorie; außerdem tranken sie mit den Kälbern die Naturvollmilch. Eine Kuh macht keinen Unterschied zwischen einem Kalb und einem Idioten.  - (cav)

Landwirtschaft (2)  Überfälle sind unsere Landwirtschaft.   - Beduinen-Sprichwort, nach (chatw)
 
 

Ökonomie Bauer

 

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