1.
NJcht schäme dich / du saubere Melinde / Daß deine zarte reinligkeit
Der feuchte mond verweist in eine binde / Und dir den bunten
einfluß dräut. Der grosse belt hegt ebb' und flut / Was
wunder / wenns der mensch der kleine thut,
2.
Die röthligkeit bey deinen bunten sachen Hat niemahls deinen
schooß versehrt. Wie muscheln sich durch purpur theuer machen
/ So macht dein schnecken-blut dich werth. Wer liebt dein
dinten-meer wohl nicht / Weil man daraus corallen zincken bricht.
3.
Nur einmahl bringt das gantze jahr uns nelcken / Dein blumen-busch
bringts monatlich / Dein rosen-strauch mag nicht verwelcken
/ Sein dorn der hält bey dir nicht stich / Denn was die sanfften
blätter macht / Das ist ein thau von der johannis-nacht.
4.
Kanst du gleich nicht die hurtgen lenden rühren / Lobt man
dich doch im stille stehn / Der augenblau wird leihtlich sich
verlieren / Denn wirst du seyn noch eins so schön. Man sammlet
/ spricht die gantze welt / Viel besser frucht / wenn starcke
blüte fällt.
5.
Laß mich darum doch keine fasten halten / Ein könig nimmt
den schranck zwar ein / Doch muß er fort / wenn sich die wasser
spalten / Der geist muß ausgestossen seyn. Man geht / wie
iedermann bekandt / Durchs rothe meer in das gelobte land.
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