äusesucherin   Er hieß mit Namen Pongratz und hielt über ein halbes Jahr lang eine heimliche Hure in seiner Kammer auf, um welche kein Mensch auf dem Schlosse als nur ich und er gewußt. Alles dasjenige, was sie aus Leibesnotdurft in einen großen Scherbel gemachet, das mußte ich aus der Kammer tragen, und Pongratz versprach, mir wegen dieser Dienstleistung monatlich einen Taler zu schenken. Aber sooft er mir das Geld in die Hand gab, mangelten neunundzwanzig Kaisergroschen daran, sonst wäre der Taler richtig und voll gewesen. Einsmal ging der Alte visitieren, und als er in des Pongratz seine Kammer kam, fand er die Hure ganz ausgezogen auf der Truhen sitzen, weil sie sich gleich dazumal die Flöhe absuchte. Der Monsieur Pongratz war vor diesmal mit seiner Flinte wieder in den Wald gegangen, und dannenhero konnte er nicht bei der Comödia sein, welche mit der Huren auf dem Schlosse gespielt wurde. Denn der alte Edelmann jagte sie ganz nackicht und ausgezogen mit seinem Stock über die Treppe hinunter, und sie hatte genug zu tun, daß sie den Knechten entsprang, welche sie sollten gefangen haben. Es ist nicht zu sagen, wie sie in ihrem zerrissenen Nachtrock das Querfeld hinübergeloffen. Denn daselbsten hatte sie ehedessen bei einer alten Frauen eingemietet, welche allerehestens in einen Spital gehen würde. Die Knechte haben sie zwar bis an dasselbe Häuslein verfolget, als sie aber verstanden, daß sie des Pongratzen Hure sei, schwiegen sie stille und sagten zu dem alten Edelmanne, sie wäre ins Wasser gesprungen und würde nunmehr schon über die Schlacht hinuntergeschwummen sein. - Johann Beer, Die teutschen Winter-Nächte & kurzweiligen Sommer-Täge. Frankfurt am Main 1985 (it 872, zuerst 1682, Hg. Richard Alewyn)

Läusesucherin (2)

Die Läusesucherinnen

Wenn, heiß die junge Stirn voll roter Qualen Bissen,
Das Kind erfleht der vagen Träume weißen Tanz,
Dann nahn zwei große Zauberschwestern seinen Kissen,
Mit zarten Fingern in der Silbernägel Glanz.

Ans offne Fenster setzen sie das Kind hernieder,
Wo blaues Luftbad weit durch Blumenwirrnis weht,
Und durch sein schweres Haar, drin Tau fällt, hin und wieder,
Der Zauber ihrer feinen Finger schrecklich geht.

Es horcht dem Singen ihrer bangen Atemzüge,
Die lang nach Rosen duften und nach Honigseim,
Und die ein Zischen manchmal unterbricht, als trüge
Ihr Mund nach Küssen Gier, in feuchter Lippen Feim.

Es hört die schwarzen Wimpern schlagen in der Stille,
Duftschwer; und ihre sanften Finger, funkenumloht,
Zerknistern, während grau und lässig wird sein Wille,
Mit Nägeln, königlich, die kleinen Läuse tot.

Da will empor in ihm der Wein der Schlaffheit steigen,
Harmonikageseufze, voll von wirrem Klang;
Das Kind, in ihrer Zärtlichkeiten trägem Neigen,
Fühlt quellen und vergehn endloser Tränen Drang.

- Arthur Rimbaud, nach (rim)

Läusesucherin (3)

Läusesucherin

- Giuseppe Maria Crespi, nach Wikimedia

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