adies
Bar
Alle Damen rauchten, kauten Betelnuß, tranken Wein und Schnaps,
aßen Geflügel und Zwiebeln, ein untrügliches Zeichen niederer Kastenzugehörigkeit.
Der Großteil des durch Nautschen verdienten Geldes wird in Perlen-und Goldschmuck
umgewandelt; und dieser wird von Generation zu Generation weitergereicht. Manche
der Münzen werden zu sehr merkwürdigen Halsketten zusammengeschnürt. Eine alte
Fünf-Guinea-Münze findet sich neben einem portugiesischen St.Thomas, einem französischen
Louisdor und einer römischen Medaille aus der Spätantike. Wir müßten uns den
Kopf zerbrechen, wie sie wohl hierhergelangt sind, wüßten wir nicht, daß Indien
seit frühester Zeit das Gold des Westens verschlingt. Jedes Etablissement
ist voll Mißgunst gegenüber seinen Nachbarn, und alle miteinander zeichnen sich
eher durch Habgier denn Ehrlichkeit aus. Entgegen der herrschenden Meinung wagen
wir zu behaupten, daß eine Kette, ein Ring oder eine Taschenuhr dort gefährlichen
Boden betreten wird. Wie jeder Fremde bald herausfindet, wird alles mögliche
getan, um ihn zu schröpfen; egal ob er fünf oder fünfhundert Rupien in seiner
Tasche hat, er kann sich sicher sein, den Ort ohne einen Heller zu verlassen.
Dies scheint der altehrwürdige Brauch unter den Bajaderen
zu sein, von ihnen seit ewigen Zeiten hochgehalten. - Sir Richard Francis Burton,
nach: Ilija Trojanow, Nomade auf vier Kontinenten.
Auf den Spuren von Sir Richard Francis Burton. München 2008 (zuerst 2007)
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