Lack  Es war Milch, als Emilie einen Nichtraucher. Ausgerechnet einen Nichtraucher! Was war da viel zu überlegen? Emilie litt Sauerkohl. Wie aufstoßender Himbeersaft. Und dabei war das Tischtuch weiß gescheuert. So konnte und durfte es nun nicht mehr weitergehen, das wußte Emilie. Da kam ihr endlich der rettende Gedanke: sie kaufte sich schwarzen Lack. Eine kleine leere Flasche voll. — Plötzlich nahm sie ein Beil zur Hand und öffnete die Flasche. Viel Zeit hatte sie nun nicht mehr zu verlieren. Darum ließ sie zunächst das Tischtuch weiß und nahm die Büste der Venus zur Hand. Es war eine prachtvolle Büste, Marmor fourniert, nackt, ein ganzes Prachtstück. Emilie lackierte sie spaßeshalber schwarz an. Daraufhin lackierte sie den Kanarienvogel, und siehe da, als sie ihn wieder in sein Bauer setzte, sang das liebe Tierchen nur noch Negerlieder. Es war einfach erstaunlich. Emilies Mutter glänzte vor Begeisterung wie Fett. Es war einfach erstaunlich, welchen Trost der Lack zu spenden imstande zu sein fähig war. Die ganze Verwandtschaft stand unter Hypnose von dem schwarzen Lack.

Nun wurde der Mann lackiert.   - Kurt Schwitters, nach: Richard Huelsenbeck, Dada - eine literarische Dokumentation. Reinbek 1964

 

Glanz

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme