Labyrinth, bewußtes     Es ist eine Voraussetzung des Labyrinths, daß es sich selbst kennt; es mag noch so sehr Unordnung, Fäulnis und Gebrechen vortäuschen, zu den Übereinkünften, welche den konsequenten Zusammenhang des Labyrinths gewährleisten, gehört die Sicherheit, daß es von sich selbst eine lückenlose, vollkommene Kenntnis besitzt; daß es, und es allein, alle Einbuchtungen, Scheidewege, Kreuzungen, vorgetäuschten Perspektiven, die lügnerischen Wegweiser und die in die Irre führenden Wiederholungen kennt, daß es jedoch auch mitten in der ganzen unzuverlässigen und zweideutigen Materie klar und fest die Reihe von Indizien in sich bewahrt, die ebenso unscheinbar wie unleugbar, ebenso verborgen wie beharrlich unter den endlos vielen Irrwegen den einen entlangführen, der Sinn, Dauer, einen Anfang und ein Ende hat. Ja, dies und nichts anderes ist das Labyrinth: das Wissen um die Unendlichkeit des Irrtums, um die unergründlichen Irrgänge und darum, daß es beinahe alles von sich auslöschen muß, damit jenes »beinahe« weiterlebt, welches der ermattende und unmögliche Weg ist, der einzige, dem der unnennbare Name »Weg« überhaupt zukommt.  - Giorgio Manganelli, Labyrinth. In: (irrt
 

Labyrinth Selbstbewußtsein


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