uppler  Pomone hatte in einem Batignoller Viertel ein Büro mit allem, was man sich an erotischer Gelegenheitsmacherei und Spezialbedürfnissen nur wünschen konnte. Pomones Register floß über von Einladungen in allen Preislagen. Dieser Mann der Vorsehung arbeitete ganz schmucklos hinten in einem kleinen, schlecht beleuchteten Hof, in einer winzigen Wohnung, die so dunkel war, daß man sich drin so schwer zurechtfand wie in einem unbekannten Pissoir. Man mußte mehrere Vorhänge beiseite schieben, ehe man zu diesem Kuppler gelangte, der stets in einem künstlichen Zwielicht saß.

Wegen dieses Halbdunkels habe ich Pomone, aufrichtig gesagt, nie ganz genau sehen können. Obwohl wir uns lange miteinander unterhalten, eine gewisse Zeit sogar miteinander gearbeitet haben und er mir verschiedene Vorschläge und allerlei intime Mitteilungen machte, würde ich ihn heute, wenn ich ihm in der Hölle begegnen sollte, nicht mit Sicherheit erkennen können.

Ich erinnere mich nur, daß die heimlichen Liebhaber, die draußen warteten, bis die Reihe an sie kam, sich immer tadellos benahmen, keine Witze machten und direkt zurückhaltend waren, wie etwa bei einem Zahnarzt, der weder Lärm noch Licht vertrug.

Die Bekanntschaft Pomones hatte ich einem Studenten der Medizin zu verdanken, der bei ihm verkehrte und dort, dank seinem ungeheuer großen Penis, der Glückspilz! ein kleines Nebeneinkommen verdiente. Man brauchte ihn für die sehr intimen kleinen Abende in der Vorstadt, die er mit dieser berühmten Rute belebte, besonders jene Dämchen feierten ihn, denen ‹die Größe› neu war. Ausschweifungen höchst erstaunter kleiner Mädchen. Im Polizeiregister figurierte unser Student unter einem fürchterlichen Pseudonym: Balthazar!

Die Konversation kam unter den wartenden Klienten nur schwer in Gang. Schmerz stellt sich zur Schau, Vergnügen und Notdurft verstecken sich.

Liebeshungrig und arm sein, sind eben Sünden. Als Pomone erfuhr, daß ich Arzt sei, hielt er sich nicht mehr zurück, mir seine Qual anzuvertrauen. Ein entsetzliches Laster richtete ihn zugrunde. Er hatte es sich bei der Konversation mit seinen geplagten Kunden zugezogen, wo er unter dem Tisch, versteckt, fortwährend ‹wichste›. «Das kommt von meinem Beruf, nicht wahr! Es ist schwer, sich da zurückzuhalten... bei diesen Intimitäten, die mir diese Schweinekerle anvertrauen!...» Die Kundschaft verleitete ihn eigentlich zu schlechten Angewohnheiten, wie die zu fetten Metzger sich mit Fleisch vollstopfen müssen. Zudem fand ich, daß seine geschlechtlichen Gefühle durch ein Fieber beständig erhitzt waren, das von der Lunge herrührte. Einige Jahre später erlag er übrigens der Tuberkulose.  - (reise)

 

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