upferpolitur
Einmal wollte ich einem Kinde als Geburtstagsgeschenk einen Beutel voller
Kupferpfennige schenken. «Aus Alaska.» Ich hatte mir hundert bis zweihundert
Pfennige zurückgelegt und fragte nun in einer Drogerie, wie ich diese Münzen
blank machen konnte. Man gab mir Salzsäure. Ich saß in meinem Stübchen, hatte
die Pfennige in eine Glasschale geschüttet und goß die Salzsäure darüber. Sofort
füllte sich das Zimmer mit beißendem Rauch. Ich öffnete das Fenster, wollte
die Glasschale auf den äußeren Fenstersims stellen, verschüttete etwas von dem
Inhalt auf die Tischdecke, weil die Schale heiß war. Mittels einer Zange bugsierte
ich sie etappenweise auf einen Stuhl, auf den Fußboden, auf den Waschtisch,
dann aufs innere und dann aufs äußere Fensterbrett. Überall dabei die alles
zerfressende Säure verspritzend. Als ich endlich den Hexenkessel mit Wasser
zur Ruhe gebracht hatte, waren von den Kupfermünzen nur noch papierdünne Blättchen
übrig. - Joachim Ringelnatz,
Mein Leben bis zum Kriege. Reinbek bei Hamburg 1966